Wie weit in den Süden wollen wir fahren? Auf der Karte
entdecke ich einen See, wie sich später herausstellt, mit etwa 1000
Quadratkilometern Fläche der größte in Kalifornien. Und dann liegt der
auch noch genau auf der San-Andreas-Verwerfung. Nicht, dass ich das „Big one“
unbedingt hautnah erleben wollte, aber ein wenig Grusel darf es schon sein. Über dem Golden State hängt schließlich ein geologisches
Damoklesschwert, das Megabeben, von dem man nicht weiss,
wann es kommt – nur dass es kommt. Die Plattentektonik spielt in Kalifornien und den nördlich angrenzenden Bundesstaaten eine besonders grosse Rolle: Hier gleiten die riesige
Pazifische und die Nordamerikanische Platte aneinander vorbei. Weiter
nördlich, von Nordkalifornien bis zum Nordende von Vancouver Island,
reibt sich die kleine Juan-de-Fuca-Platte an der Nordamerikanischen
Platte, die sich nach Süden bewegt. Und irgendwann gibt es einen riesengroßen Ruck!
Auf dem Weg vom Joshua Tree Nationalpark passieren wir…
Der Ort trägt den Namen nicht zu Unrecht.
Auffallend in Kalifornien sind neben großen Windkraftparks …
… riesige Plantagen mit Obstbäumen. Hier sind es gerade
blühende Orangenhaine.
Ein wunderbarer Duft durchströmt eine eher wüstenhafte
Region. Ohne künstliche Bewässerung geht hier nichts.
Der Bundesstaat wird auch gern Obstgarten der USA genannt.
Von den Temperaturen sind die Bedingungen sehr gut, die Böden fruchtbar, sie
müssen aber im großen Stil bewässert werden.
Bislang nutzten die Landwirte im Kalifornischen Längstal dafür das
Schmelzwasser von den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada. Die zunehmende
Erwärmung hat jedoch auch nachhaltige
Folgen für die Schneedecke in diesem Hochgebirge.
Auf dem Weg zum Salzsee sehen wir wieder mehrere dieser ewig langen
Güterzüge.
Es wird bereits etwas dunkel, als wir den anvisierten
Stellplatz direkt am See erreichen, wir können nur noch die letzten Sonnenstrahlen
einfangen.
Als 1905 im Zuge heftiger Regenfälle und starker Schneeschmelze der Colorado River über die Ufer trat und die nahe gelegene Wüste flutete, entstand hier ein Naturwunder: Ein etwa 70 Kilometer langer und 30 Kilometer breiter See, der Salton Sea. Doch was einst wie ein Geschenk des Himmels anmutete, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem ökologischen Alptraum. Der Salton Sea kippte um, da er über keinen Abfluss verfügt und aufgrund geringer Regenfälle in der Gegend fast kein Frischwasser nachkam. Zudem wurde sowohl von Anwohnern als auch von der Landwirtschaft immer wieder das ohnehin knappe Wasser abgepumpt, im Gegenzug gelangten Düngemittel-Rückstände und Pestizide in den See. Heute ist der Salton Sea um 25 Prozent salziger als der Pazifische Ozean, Fische gibt es hier sicher nur noch wenige.
Aber, uns zur Freude liegt jede Menge Treibholz am Ufer, für unsere
abendlichen Lagerfeuer wird gebunkert, was der Platz im Womo hergibt und gleich
ein kleines Feuerchen entzündet. Stimmung!
Am nächsten Morgen wollen wir weiterfahren. Ich finde, es riecht
irgendwie eigenartig und besondere Reize gehen vom See auch nicht aus. Nach einem
kleinen Plausch mit unserem in 100m entfernten Nachbarn im Wohn-Trailer fahren
wir nordostwärts. (Auch er hat natürlich nette Tipps für uns parat.)
Wir wollen schließlich einen Grenzübertritt wagen- von Kalifornien nach
Arizona. Unterwegs gibt es einige Verirrungen, eine gesperrte Straße, wir
fahren ewig entlang der Obstplantagen und landen in der Mittagszeit irgendwo im
Nirgendwo…
…und später an einem eigenartigen Zaun. Bereits der vermeintliche Wegweiser lässt uns
grübelnd weiterfahren.
So gelangen wir an dieses Gebilde. Als Kunstinstallation
geht das wohl nicht mehr weg. Der tiefere Sinn hat sich uns nicht erschlossen.
Überlassen ich es der Phantasie der Lesenden…
Unser Navi ist sich nach diesen Wirrungen auch nicht mehr ganz im Klaren,
wo es uns letztlich hinführen soll.
So ist es am Ende eher Zufall, dass wir im
„Cattail Cove State Park“ stranden. Hier sieht zumindest die unmittelbare
Landschaft wieder einladender aus.
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