Dienstag, 7. Mai 2019

am Ort des Feiertags

O je, es geht nach drüben.
Der Auckländer lebt ja immer diesseits oder oder jenseits, entweder auf der tasmanischen Seite oder auf der pazifischen, nördlich des Waitemata Harbour oder südlich, auf jeden Fall immer auf der richtigen Seite. Während "DIE" auf der anderen Seite ... na ja, da möchte man nicht wirklich hin.
Und nun geht es über die Harbour Bridge zu den "Anderen".


Aber wir fahren ja nur durch und verlassen bald das Stadtgebiet und es wird ländlicher.  Hier keine Terassierung sondern Höhe haltende Laufwege von Schafen ...
... und hier an einem Autobahnrastplatz.


Zwischenstop in Whangarei, einer der älteren Städte Neuseelands.
Im Bild ein Stück der Promenade ...
... am Town Basin, dem ursprünglichen Hafen, mittlerweile nur noch von Sportbooten genutzt.

In Whangarei fanden wir diese Anregungen zur Gestaltung der heimischen Garagenwand:




Schließlich Zwischenhalt in  Kawakawa. Wer hier den Ort der Erfindung eines  Kakao-Ersatzgetränk vermutet, liegt erwartbar falsch. Eisenbahn-Enthusiasten wissen vielleicht, dass hier die erste Bahnlinie Neuseelands begann / endete.
Aber das führte nicht zum Kurzbesuch dieses Ortes.

Hingegen ...
... ist das nicht ...
... sieht ja wirklich so aus wie ...
... ja es ist (ausweislich eines Hinweisschildes) ein "Hundertwasser" und zwar die Attraktion des Ortes, die Hundertwassertoilette.
Und so sieht es im Inneren bei den Damen aus.
(Ich kann aus eigener Anschauung bestätigen, dass auch der Herrenbereich dem geneigten Betrachter nicht nur profane "Erleichterung" bietet.)
Der gute Hundertwasser hat in seinen letzten Lebensjahren Europa den Rücken gekehrt, in Kawakawa eine neue Bleibe gefunden und hier zur Verschönerung seines Heimatortes beigetragen.



Unsere Bleibe finden wir in Ermangelung einer nahegelegenen Airbnb-Unterkunft bei Paihia nun wieder auf einem Campground. Etwas neidisch sehen wir die Campervans und beziehen selbst eine Cabin (deutlich besser eingerichtet als die erste).
Toilette und Waschgelegenheit befinden sich wie üblich außerhalb ...
... allerding nicht ganz so gut entlüftet wie hier (denn das ist die Entsorgungsstelle für die Fäkalien der Wohnmobile) sondern Hundertwasser-inspiriert an dieser Stelle.



Der nächste Tag wurde dann unerwartet wieder zu einem mit langer Fahrstrecke. Und das kam so:

Zunächst queren wir mit dem Auto per Fähre einen Abschnitt der Bay of Islands
und gelangen so auf kurzem Wege nach Russel, ehemals als "hellhole of pacific" verschrien, später erste Hauptstadt Neuseelands, danach Ausgangspunkt der Maori-Kriege und im Verlaufe dieser Auseinandersetzungen abgebrannt, später wieder aufgebaut und in großen Teilen so erhalten geblieben.
Bummeln an der Waterfront.

Russel besitzt die kleinste Polizeistation Neuseelands - und offensichtlich sind dem angepasst die polizeilichen Pflichten so klein, dass der Ortspolzist weitere Aufgaben übernehmen muss.


Von Russel ist es nicht weit ...
... bis zum Ausgangspunkt einer Wanderung auf die Cape-Brett-Halbinsel - der "Wanderung des Grauens".

Zunächst begann alles unspektakulär mit einem Aufstieg durch den Wald auf ca. 320 Höhenmeter.

Bald wurde die Halbinsel schmaler, der Weg führte überwiegend entlang der Kammlinie und so ergaben sich immer wieder zauberhafte Aussichten, die die Aufstiegsmühe durchaus lohnten.



An diesem Ort mit Örtchen ...
fiel dann die mir später zur Last gelegte Entscheidung, für den Rückweg eine andere Route zu wählen.

Zunächst abwärts ...
... zu dieser schönen Bucht ...
... der Ameisenbucht. (Unsere Namensgebung rührt her von der beeindruckenden Anzahl von Ameisen, die sich begeistert über die herabfallenden Krümel unserer Wegzehrung hermachten. An diesem Tag haben wir ein ganzes Volk glücklich gemacht.)

Der Pfad folgt nun der Küstenlinie in die nächste Bucht.
 Der Weg dazwischen war durchaus reizvoll ...

... führte aber über einen Höhenrücken mit geschätzt 80 Höhenmetern im Auf- und Abstieg.

Nach dieser Bucht wartete der nächste Höhenrücken ...
... mit etwa gleichen Dimensionen.

Die auf dem Handy gespeicherte Karte ließ vermuten, dass vier weitere Auf- und Abstiege folgen würden, die beiden letzten davon noch höher (tatsächlich etwa 130m sowie 200m) - und nun setzte es Vorhaltungen, dass die Tour grob leichtsinnig gewählt worden sei, denn im Hellen wäre nicht mit einer Rückkehr zu rechnen.
(Ich vermute, verdrängte "Hänsel und Gretel" - Ängste waren geweckt, verlaufen im dunklen Wald ... und dann ist da ja noch die Hexe ... und bekanntermaßen haben die Vorfahren der Maori erst vor 150 Jahren regelmäßig Menschen verzehrt ... und überhaupt ist der Alte so 'was von rücksichtslos.)
Jedenfalls ist an gemütliches Wandern nicht mehr zu denken. Die Dame hetzt die Anstiege bergauf, dass ihre Pulsuhr zu platzen droht ...
... Hinweise auf schöne Aussichtsstellen werden mit entrüstetem Schnaufen quittiert ...

... und wenn Blicke brennen könnten ... das wäre bei mir nicht nur mit Brandflecken abgegangen.

Leider bleibt auch kaum Zeit, die Reste einer Walfangstation zu besichtigen. Hier wurden bis ins 20.Jahrhundert die mächtigen Tiere an Land gezogen und verwertet, vornehmlich wurde Öl aus dem Fettgewebe gekocht. (Dazu diente dieser Heißdampfbereiter und die dahinter angeordneten Kochtröge aus Beton.)

Blick vom letzten Anstieg zurück in die Walfänger-Bucht.

Erst als auf dem letzten Teilabschnitt abzusehen ist, dass wir etwa mit Sonnenuntergang am Auto ankommen, wird die Holde wieder zur Holden.

Aber da war ja noch die Rückfahrt. Wie war das mit der Fähre? Letzte Überfahrt um 20Uhr? Nicht mehr zu schaffen.
Das bedeutet etwa 100km Umweg auf nächtlichen Straßen, weit mehr als gewollt, um dann am Ende festzustellen, die letzte Fähre wäre um 22Uhr gefahren.




Der Folgetag sieht uns wieder in Richtung Cape Brett unterwegs. Diesmal aber ohne viel eigene Anstrengung auf einem Boot.

Wer nun denkt, das wäre ein ein reines Vergnügen ...
... der sei eines Besseren belehrt. Nur Helden gelingt es, dem wahrlich wuchtig wehenden Wind so würdevoll zu widerstehen.


Der höchste Gipfel der Cape Brett Halbinsel, nur etwa 25m höher als der höchste Punkt der gestrigen Wanderung ...
... sowie das eigentliche Cape Brett mit Leuchtturm.

Eine der letzten Inseln der Bay of Islands ist Ziel und Umkehrpunkt der Fahrt.
Hole in the Rock - streng genommen unlogisch, die Besichtigung des Lochs macht ja nur Sinn, wenn man die zugehörige gleichbenannte Insel betrachtet.
Und weil's so schön war, nochmals dit Loch mit'n Felsen 'rum und mit'n Leuchtturm von Cape Brett (roter Pfeil).



Unserer Unterkunftsort Paihia liegt benachbart zu Waitangi, dem Ort des Feiertags.
Waitangi war zunächst Ort des wahrscheinlich wichtigsten Ereignisses der neuseeländischen Geschichte seit der Entdeckung durch europäische Seefahrer. Hier wurde ein Vertrag zwischen Maoris und Neusiedlern (vertreten durch die britische Krone) geschlossen. In der Folge mehrfach gebrochen (fast ausschließlich von den europäischen Neusiedlern) aber immer noch besser als Gesetzlosigkeit wurde der Vertrag zur Basis des Zusammenlebens von Neu- und Altneuseeländern. Waitangi wurde daher  zum Namensgeber für den wichtigsten neuseeländischen Feiertag, den "Waitangi day". Und Waitangi ist auch Ausstellungsort, ein "muss" für Besucher dieser Region.

Ach ja, die hehren Bildungsziele, sie mussten zurückstehen, Boot statt Bildung. Eine Kajaktour führt stromauf den Waitangi River, bis ein natürliches Hindernis die Weiterfahrt unterbindet.

Für effektvollere Fotos versuchten diese beiden Schweden am Wasserfall auszusteigen. Das funktioniert natürlich immer ...
... fraglich ist nur wie. Kentern mit Ansage und kuriosem Versuch, das Boot mittels Paddel zu lenzen.


Der Waitangi-River mündet in die Bay of Islands, wir wählen eine der über 140 Inseln (in Wahrheit die der Flussmündung zweitnächstgelegene) für einen entspannten Nachmittag an "unserem Privatstrand" - Waitangi im Rücken und Russel vor uns, also auf geschichtsträchtigem Boden.


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