An manchen Tagen saßen wir doch ziemlich lange im Auto.
Manchmal war es ermüdend, manchmal aber kamen wir aus dem Staunen gar nicht
mehr raus. Dieser Tag war so einer, hinter jeder Biegung zeigte sich die
Landschaft von einer anderen bezaubernden Seite.
Vom Colorado hatten wir uns ja am Grand Canyon bereits
verabschiedet, da stießen wir nach
wenigen Kilometern auf den kleinen Bruder, dem Little Colorado River. Der ist
ein linker Nebenfluss und liegt innerhalb der Grenzen der Navajo Nation, dem
größten Reservat der amerikanischen Ureinwohner.
Mehrere Aussichtspunkte in ein
verzweigtes, schmales Schluchten- und Canyon-System des Little
Colorado River veranlassen in der „Little Colorado River Gorge“ die
Touristen zu einem kurzen Halt, auch wir lassen uns noch einmal von den tiefen
Sandsteinschluchten des Flusses verzaubern.
Immer wieder kommen wir an kleineren Siedlungen der Indianer
vorbei.
Die
nächsten Fahrkilometer sind eher unspektakulär. Doch wenig später erreicht man
völlig unerwartet den Marble Canyon , 2 Brücken führen hier nebeneinander über den Colorado. ???
1990
entschied das Arizona Department of Transportation, eine neue Brücke zu
errichten. Die historische wurde den modernen Anforderungen an den
Straßenverkehr mit einer Maximallast von 22,5 Tonnen längst nicht mehr gerecht.
Am 14. Oktober 1994 wurden die beiden je 111 Meter langen Brückenhälften durch
einen zentralen Bolzen miteinander verbunden. Im Besucherzentrum kann man sich
seitdem über die Geschichte beider Brücken informieren.
Die erstaunliche
Ähnlichkeit der Brücken lässt kaum vermuten, dass das linke Bauwerk 66 Jahre jünger
und wesentlich moderner ist.
Die
Weiterfahrt gestaltete sich sehr abwechslungsreich.
Das Bild der
vorbeiziehenden Landschaften verändert sich innerhalb kurzer Distanzen, auf dem
Vermillion Cliff Highway
hinterließ ein Hallenser Fußballfan diese Botschaft
auf der Infotafel.
Sollten wir den Werderaner FC ergänzen? Kennt ja auch
keiner.
Unser
Camper schnaufte, es ging permanent bergauf. Die Dämmerung setzte ein, Zeit, sich
so langsam um einen Übernachtungsplatz zu kümmern. Unsere Campingapp zeigte uns
einen kostenfreien Stellplatz nahe des Jacob Lake im Kaibab National Forest.
Also bei dem tollen Namen, da fahren wir hin- und stehen dann im Schnee.
Naja, es
waren nur Restflächen, aber – es könnte eine kalte Nacht werden. Der Platz liegt 2.200m über dem
Meeresspiegel. Das war auf unserer gesamten Reise Höhenrekord für eine
Übernachtungsstelle. Zudem kam ein Gruselfaktor dazu (also nur für mich, Helden
haben ja keine Angst): Ein Schild verwies auf Berglöwen in der Region. Wir
waren die Einzigen, die sich hierhin verirrt hatten, quasi einzig mögliche
Beute nach einem langen Winter für das bis zu 100 kg schwer werdende Raubtier.
Ich entscheide mich, im Wohnmobil zu bleiben, die Temperatur sinkt ohnehin mit
Sonnenuntergang recht schnell. Auch der Gatte zieht es vor, sich lieber um das
eigene Nachtmahl zu kümmern.
Am
nächsten Morgen, Angriffsattacken auf unseren Camper haben wir zumindest nicht
bemerkt, machen wir uns wieder auf den Weg und überfahren den Pass bei
„Elevation 7921“ (Höhe 7921). Der informierte Leser weiß natürlich, die Amis
haben andere Längen- und Höhenangaben, und „feet“ ist gebräuchlich für die Höhe.
Umgerechnet sind das hier etwa 2414m.
Innerhalb
kurzer Zeit sind wir mehr als 1000m tiefer, es ist merklich wärmer. Da fällt
uns dieses Schild auf:
"Pipe Spring National Monument". Das
klingt irgendwie bedeutend. Die Anlage erinnert an die Geschichte der indianischen
Urbevölkerung und die Besiedelung der Region nördlich des Colorado Rivers durch
Mormonen.
Wer mehr darüber wissen will, die Geschichte ist nicht ganz so
schnell erzählt, schaut einfach nach unter https://de.wikipedia.org/wiki/Pipe_Spring_National_Monument
So
sieht es dort heute aus:
Wir
fahren weiter…
zu
einem der uns empfohlenen Ziele, dem Zion Nationalpark. Bereits der Weg
bereitet Freude.
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