Samstag, 25. Mai 2019

nur ein Weg


An manchen Tagen saßen wir doch ziemlich lange im Auto. Manchmal war es ermüdend, manchmal aber kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Dieser Tag war so einer, hinter jeder Biegung zeigte sich die Landschaft von einer anderen bezaubernden Seite.

 
 
 
 

Vom Colorado hatten wir uns ja am Grand Canyon bereits verabschiedet, da stießen wir  nach wenigen Kilometern auf den kleinen Bruder, dem Little Colorado River. Der ist ein linker Nebenfluss und liegt innerhalb der Grenzen der Navajo Nation, dem größten Reservat der amerikanischen Ureinwohner.

Mehrere Aussichtspunkte in ein verzweigtes, schmales Schluchten- und Canyon-System des Little Colorado River veranlassen in der „Little Colorado River Gorge“ die Touristen zu einem kurzen Halt, auch wir lassen uns noch einmal von den tiefen Sandsteinschluchten des Flusses verzaubern. 

 
 

Immer wieder kommen wir an kleineren Siedlungen der Indianer vorbei.
  
 

Landschaftlich grandios gelegen, aber doch sehr abgeschieden. Wie kann man hier leben?
Die nächsten Fahrkilometer sind eher unspektakulär. Doch wenig später erreicht man völlig unerwartet den Marble Canyon , 2  Brücken führen hier nebeneinander über den Colorado. ???


Die Ältere wurde am 12. Januar 1929 eröffnet und war zum Zeitpunkt ihrer Errichtung die höchste Stahlbogenbrücke der Welt. Die Brücke sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung in dieser unterentwickelten Region zwischen Nord-Arizona und Süd-Utah. Sie war damals die einzige Brücke über den Colorado auf 965 Kilometern Flusslänge.
1990 entschied das Arizona Department of Transportation, eine neue Brücke zu errichten. Die historische wurde den modernen Anforderungen an den Straßenverkehr mit einer Maximallast von 22,5 Tonnen längst nicht mehr gerecht. Am 14. Oktober 1994 wurden die beiden je 111 Meter langen Brückenhälften durch einen zentralen Bolzen miteinander verbunden. Im Besucherzentrum kann man sich seitdem über die Geschichte beider Brücken informieren. 



Die erstaunliche Ähnlichkeit der Brücken lässt kaum vermuten, dass das linke Bauwerk 66 Jahre jünger und wesentlich moderner ist.

 

Die Weiterfahrt gestaltete sich sehr abwechslungsreich. 

 
 
 


Das Bild der vorbeiziehenden Landschaften verändert sich innerhalb kurzer Distanzen, auf dem Vermillion Cliff Highway 
 
hinterließ ein Hallenser Fußballfan diese Botschaft auf der Infotafel.


Sollten wir den Werderaner FC ergänzen? Kennt ja auch keiner.

Unser Camper schnaufte, es ging permanent bergauf. Die Dämmerung setzte ein, Zeit, sich so langsam um einen Übernachtungsplatz zu kümmern. Unsere Campingapp zeigte uns einen kostenfreien Stellplatz nahe des Jacob Lake im Kaibab National Forest. Also bei dem tollen Namen, da fahren wir hin- und stehen dann im Schnee. 



Naja, es waren nur Restflächen, aber – es könnte eine kalte Nacht werden.  Der Platz liegt 2.200m über dem Meeresspiegel. Das war auf unserer gesamten Reise Höhenrekord für eine Übernachtungsstelle. Zudem kam ein Gruselfaktor dazu (also nur für mich, Helden haben ja keine Angst): Ein Schild verwies auf Berglöwen in der Region. Wir waren die Einzigen, die sich hierhin verirrt hatten, quasi einzig mögliche Beute nach einem langen Winter für das bis zu 100 kg schwer werdende Raubtier. Ich entscheide mich, im Wohnmobil zu bleiben, die Temperatur sinkt ohnehin mit Sonnenuntergang recht schnell. Auch der Gatte zieht es vor, sich lieber um das eigene Nachtmahl zu kümmern.
Am nächsten Morgen, Angriffsattacken auf unseren Camper haben wir zumindest nicht bemerkt, machen wir uns wieder auf den Weg und überfahren den Pass bei „Elevation 7921“ (Höhe 7921). Der informierte Leser weiß natürlich, die Amis haben andere Längen- und Höhenangaben, und „feet“ ist gebräuchlich für die Höhe. Umgerechnet sind das hier etwa 2414m.
Innerhalb kurzer Zeit sind wir mehr als 1000m tiefer, es ist merklich wärmer. Da fällt uns dieses Schild auf: 

"Pipe Spring National Monument". Das klingt irgendwie bedeutend. Die Anlage erinnert an die Geschichte der indianischen Urbevölkerung und die Besiedelung der Region nördlich des Colorado Rivers durch Mormonen.



Wer mehr darüber wissen will, die Geschichte ist nicht ganz so schnell erzählt, schaut einfach nach unter https://de.wikipedia.org/wiki/Pipe_Spring_National_Monument

So sieht es dort heute aus:
 
 
 

Wir fahren weiter…


zu einem der uns empfohlenen Ziele, dem Zion Nationalpark. Bereits der Weg bereitet Freude.

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