Wie fühlt man sich, wenn man nach durchflogener Nacht aus
dem Flugzeug steigt und von 30 Grad Lufttemperatur und 99% Luftfeuchtigkeit
empfangen wird?
Saunaaufguss bei voller Bekleidung, alles klebt! Selbst die
Hunde (die hier überall auf der Insel herumstreunern) nehmen kaum Notiz von uns
und liegen schlapp in der Landschaft herum.
Die Zeit ist zurück gedreht? Wir sind am 12.März losgeflogen
und am 11.März angekommen. Ich fühle mich gleich jünger. Es ging also quasi in
der Zeit zurück. Der geneigte Leser weiß natürlich, es ist die Datumsgrenze,
die wir auf dem Weg in den Osten überschritten haben. In meinem analogen Tagebuch sorgt dies
zunächst aber für Verwirrung, da die Chronologie irgendwie durcheinander gerät.
Wir sind in den Tropen angekommen. Rarotonga ist die größte
der 15 Cookinseln.
Aber was heißt schon groß, 32 km Umfang, mit dem Fahrrad
könnte man das gut an einem Tag schaffen. Es gibt zwei Busse, die auf der fast
einzigen Straße fahren: Einer fährt den ganzen Tag im Uhrzeigersinn immer an
der Küste entlang und der andere dem entgegen. Die Haltestelle vereinbart man
direkt mit dem Busfahrer, der Fahrplan variiert…
Blumenketten, sonnengereifte tropische Früchte und die
Lebensfreude der dort Lebenden. Das waren meine Kopfbilder von südpazifischen
Inseln bisher.
Das mit den Blütenketten hat sich gleich am Flughafen
bestätigt.
Überall auf der Insel blüht es irgendwo,
von der Seite verträgt die
Insel noch weitere Besucher. Große Hotelresorts gibt es zum Glück nicht auf
Rarotonga, kleine Bungalowanlagen beherbergen die Urlauber.
Ich habe „meine Blüten“ als Haarschmuck drapiert und genieße
den Ausblick von unserem Bungalow in den Garten bei schönem Wetter…
…und wenn tropischer Regen herunterpeitscht. Irgendwann hat
auch noch ein Blitz in unmittelbarer Nähe eingeschlagen, wir würden Unwetter dazu sagen, hier ist es normaler
Regen.
Eines der auffälligsten Merkmale Rarotongas sind
die smaragdgrünen Berge, die sich majestätisch aus dem Zentrum heraus erheben.
Der höchste, Te Manga, ist 658 Meter hoch. Diese sich hoch auftürmenden Berge
unterscheiden die Insel von den anderen in der Region. Aber deshalb regnet es
hier auch häufiger.
Die Insel ist vor allem zauberhaft. Strände mit feinem
Korallensand laden, geschützt durch die Lagune, zu allerhand Wassersport ein.
So haben wir das 1.Mal am Muri Beach auf einem Stand Up Board gestanden und
hatten Spaß dabei, auch ein Kajak wurde gemietet
und natürlich kamen Schnorchel
und Taucherbrille zum Einsatz, um die Welt auch unter Wasser zu bestaunen. Bei
28 Grad Wassertemperatur kann man das lange aushalten.
Raro, wie die meisten
hier die Insel nennen, ist komplett von
einem Riff umgeben und so vor den starken Wellen des Pazifiks geschützt. Das
Riff lässt auch nur das Getier durch, welches man hier betrachten möchte.
Irgendwo da draußen gibt es sicher auch Haie. Den schönsten Strand findet man im Südosten der Insel.
Der Muri Beach scheint endlos zu sein, hier
gibt es auch nette kleine Restaurants.
Die Muri
Beach Lagune liegt im Südosten Rarotongas und bietet mit den palmenbewachsenen
Motus (kleine Inseln) ein tolles Fotomotiv.
Und was macht man sonst so auf
einer kleinen Insel? Der Gatte hatte im Vorfeld so seine Bedenken geäußert.
Langeweile war prognostiziert. Er revidierte nach 12 Tagen seine Meinung, weil
nach so vielen Erlebnissen in Neuseeland einige Tage der Entspannung und
vollkommenen Entschleunigung Körper und Seele gut taten. Maßgeblichen Anteil
hatten daran unsere fantastischen Gastgeber. Vor allem Odette (aus Gera, vor
etlichen Jahren hierher ausgewandert) haben wir das zu verdanken. Sie und Joey
zauberten jeden Morgen ein fabelhaftes Frühstück auf den großen
Gemeinschaftstisch. Der Start in den Tag hätte kaum besser beginnen können. Es
gab u.a. die leckersten Früchte, von denen wir einige auch das 1.Mal in unserem
Leben probieren konnten.
Außerdem bekamen wir Tipps für den Tag. Lokale Märkte
besuchten wir ebenso
wie die Eröffnung des
1.Ukulele-Festivals.
Besonders beeindruckt hat uns der mehrstimmige
Gesang beim Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes.
Auf unserer bisherigen Reise war ja auch immer Wandern ein
großes Thema. tatsächlich gibt es auch auf Rarotonga 2 ausgewiesene Routen. Die eine war zu unserer
Zeit aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt, das Inselcrossing wollten wir aber auf
jeden Fall absolvieren.
Nun ja, der Weg ist manchmal
schwer erkennbar, „Wurzeltreppen“ helfen, sich den Pfad hochzuziehen und
tropisch feuchtwarm ist es natürlich auch.
Außerdem hatte es am Vortag wieder mächtig
geschüttet, der Rückweg sollte zur Rutschpartie werden. Kurz vor dem Erreichen
des Gipfels, bei mir hatte längst Schnappatmung eingesetzt, steht da plötzlich ein Hahn.
Wie ein Pförtner lässt er
uns nur bei Abgabe eines Müsliriegels weiter. Hähne gibt es auf der Insel
ziemlich viele, morgens wurden wir oft durch das Gekrähe geweckt. Wir kommen
schließlich ohne Hackangriff davon und dürfen die letzten Höhenmeter angehen.
Man muss nun höllisch aufpassen. Zu sehen ist die steil aufragende Bergspitze
von „The Needle“.
Sie macht ihrem Namen wirklich alle Ehre. Seile und Ketten
helfen hier, bis an den erhofften Aussichtspunkt zu kommen.
Danach geht es für
uns nicht weiter. Eine senkrechte Felswand ist nur etwas für Profis mit
entsprechender Ausrüstung.
Wir genießen die Aussicht auf dem
schmalen Grat, die nächsten Wanderer warten bereits. Platz ist hier nur für
wenige. Der Abstieg war für mich ziemlich gruselig. Ein falscher Schritt,
einmal abgerutscht am moosigen Fels… Nicht einmal Pflanzen gab es dort, die
einen Sturz hätten abfangen können.
Zurück geht es oft
rutschenderweise über lehmige Pfade,
über Stock und Stein,
durch und übers
Wasser.
Beim Warten auf den Bus, der uns
zu unserer Unterkunft zurückbringen sollte, sahen wir dann diese Gestalten…
die Frisur des Herrn war
jedenfalls hin. Meine so langsam auch. Der Gatte traute sich aber nicht an die
Schere, die Haare übernahmen bei tropischer Hitze so langsam die Funktion einer
Mütze. Odette besorgte mir auf meine Bitte hin einen Friseurtermin. Nur soviel:
Die Chefin des Salons war außer Haus, das Englisch der philippinischen
Hilfskraft und meines waren irgendwie nicht kompatibel. Egal, die Haare waren
danach jedenfalls kürzer, die „Mütze“ war runter, die Hitze wieder besser
auszuhalten.
Das absolute Highlight auf den
Cook-Inseln erlebten wir jedoch nicht auf Rarotonga. Unsere neuseeländischen
Freunde gaben uns bereits in Auckland den Tipp, einen Tag auf Aitutaki zu
verbringen. Das ist eine weitere Insel im Archipel und bevorzugtes Reiseziel
von Frischvermählten. Man bucht für eine ordentliche Stange Geld einen Tag im
Paradies, so wird es jedenfalls beworben, und wird rundherum um- und versorgt.
Bereits
1789 entdeckten die Briten das Aitutaki-Atoll und wollten dort rund 40 Jahre
nach der Entdeckung den christlichen Glauben verbreiten. Während des zweiten
Weltkriegs war die Insel besonders für die Amerikaner von großer Bedeutung, um
auf der dort erbauten Start- und Landebahn im Pazifik eine Zwischenstation
einzulegen.
Nach
Aitutaki besteht keine reguläre Schiffsverbindung. Air Rarotonga bedient
deshalb auf dem Luftweg die Strecke von Rarotonga mit einer Propellermaschine.
Das Flugzeug hat ca. 30 Plätze, der Flug erinnert eher ans Busfahren und dauert
auch nur etwa 40 Minuten.
Aitutaki zählt zu den schönsten Lagunen der Welt, so steht
es im Reiseführer. Davon wollen wir uns am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes ein
eigenes Bild machen. Verstreut liegen 15 Motus (kleine Inseln), versteckt und
romantisch.
Schon beim Anflug auf Aitutaki
verschlägt es einem die Sprache. Der erste Blick auf diesen so einsam im
Pazifik liegenden Flecken Erde erscheint fast unwirklich. Das Riff, welches die
Insel schützt, rahmt das Eiland ein, die Kamera ist beim Landeanflug bereits im
Einsatz.
Mit einer Kreuzung aus
Pferdewagen und LKW geht es zunächst zum Schiffsliegeplatz.
Auf dem Boot (Vaka)
liegen Handtücher und Schnorchelausrüstung für alle bereit, die Kokosnüsse stehen
trinkbereit auf den Tischen.
Unsere Bootsbesatzung erweist
sich als singende und Ukulele spielende gute- Laune- Crew, auch das Wetter
entspricht den Vorstellungen vom Südsee- Paradies.
Der Rest ist Genießen.
Feiner, weißer Sand,
die Blau- und Türkistöne des Wassers,
die vielen bunten
Fische bei den Schnorchelstopps,
das leckere Büfett zwischendurch…
Irgendwann erreichen wir eine
kleine Insel: One Foot Island
Die Insel ist nicht bewohnt und einzig für ihren
perlweißen, langen Sandstrand bekannt.
Um den Namen der Insel rankt sich
eine traurige Legende: So soll ein Häuptling, der seinen Untertanen das Fischen
in der Nähe der Insel untersagt hatte, einen Mann und dessen Sohn beim Fischen
auf den Felsen beobachtet haben. Der Häuptling ordnete die Hinrichtung der
beiden Männer an. Diese flohen auf die Insel und versteckten sich in Kokospalmen,
wobei der Vater darauf achtete, stets in die Fußspuren des Sohnes zu treten.
Als der Vater gefangengenommen wurde, schwor er, dass nur er allein gefischt
habe. Nach langer, ergebnisloser Suche schenkte der Häuptling schließlich der
Aussage des Vaters Glauben. So wurde der Vater getötet und der Sohn allein auf
der Insel zurückgelassen. Seitdem ist die Insel unter dem Namen „Tapuaetai“
bekannt, was so viel wie „Fußspur“ bedeutet.
Heute befindet sich hier lediglich
ein Postamt, das kleinste der Welt. Als
Ersatz für den Fußabdruck kann man sich für 2 Dollar einen Stempel in den Pass eintragen lassen, als
Erinnerung an einen unvergessenen Tag im Südsee-Paradies.
Unsere Schiffscrew
ergänzt die Passseite mit einem weiteren, der kostet uns nichts.
Die Bilder von Aitutaki werden
sich bei mir ein Leben lang im Gehirn einbrennen. Dieser Tag gehört ganz sicher zu denen im Leben, die man
nie wieder vergisst!
Am letzten Abend sind wir mit
Odette, der Oma (Mutter von Joey) und anderen Gästen zu einem netten
Strandlokal gefahren. Der Flieger in die USA ging erst kurz vor Mitternacht, so
konnten wir auch den Sonnenuntergang noch einmal in vollen Zügen genießen.
Nach dem Einchecken durch
besonders geschultes Sicherheitspersonal (Es wurden uns Fragen gestellt, die
uns als Reisende mit dem Ziel USA besonders unter die Lupe nahmen. Wir wurden
als ungefährlich eingestuft und bekamen einen extra Aufkleber auf die
Passrückseite.) gab es doch noch einen Moment der Aufregung für mich. Mein Name
wurde durch den Lautsprecher aufgerufen, ich möge mich bitte noch einmal an
einem Seiteneingang einfinden. Man kennt das von anderen Flughäfen, Passagiere,
die irgendwie zu lange zollfrei einkaufen sind und das Boarding verpassen, sollen
sich schnellstmöglich am Abfluggate einfinden. Das traf aber hier nicht zu, es
gibt nur das eine Gate, einkaufen kann man nichts, also? Mir wurde einer unser
Koffer präsentiert, ich sollte ihn öffnen, ich hätte etwas Verbotenes drin.
Bitte nicht die Muscheln wegnehmen, das war mein Gedanke. Nichts dergleichen,
ich hatte ein fast leeres Feuerzeug zum Anzünden von Kerzen im Gepäck. Das
durfte nicht in den Frachtraum, kann aber gern in die Hosentasche. Von
Neuseeland nach Rarotonga wurde dieses Feuerzeug nicht beanstandet.
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