Donnerstag, 23. Mai 2019

wieder 'ne Insel


Wie fühlt man sich, wenn man nach durchflogener Nacht aus dem Flugzeug steigt und von 30 Grad Lufttemperatur und 99% Luftfeuchtigkeit empfangen wird?  
Saunaaufguss bei voller Bekleidung, alles klebt! Selbst die Hunde (die hier überall auf der Insel herumstreunern) nehmen kaum Notiz von uns und liegen schlapp in der Landschaft herum. 

Die Zeit ist zurück gedreht? Wir sind am 12.März losgeflogen und am 11.März angekommen. Ich fühle mich gleich jünger. Es ging also quasi in der Zeit zurück. Der geneigte Leser weiß natürlich, es ist die Datumsgrenze, die wir auf dem Weg in den Osten überschritten haben.  In meinem analogen Tagebuch sorgt dies zunächst aber für Verwirrung, da die Chronologie irgendwie durcheinander gerät.
Wir sind in den Tropen angekommen. Rarotonga ist die größte der 15 Cookinseln.

 Aber was heißt schon groß, 32 km Umfang, mit dem Fahrrad könnte man das gut an einem Tag schaffen. Es gibt zwei Busse, die auf der fast einzigen Straße fahren: Einer fährt den ganzen Tag im Uhrzeigersinn immer an der Küste entlang und der andere dem entgegen. Die Haltestelle vereinbart man direkt mit dem Busfahrer, der Fahrplan variiert…


Blumenketten, sonnengereifte tropische Früchte und die Lebensfreude der dort Lebenden. Das waren meine Kopfbilder von südpazifischen Inseln bisher.
Das mit den Blütenketten hat sich gleich am Flughafen bestätigt.

Überall auf der Insel blüht es irgendwo,

 von der Seite verträgt die Insel noch weitere Besucher. Große Hotelresorts gibt es zum Glück nicht auf Rarotonga, kleine Bungalowanlagen beherbergen die Urlauber.
Ich habe „meine Blüten“ als Haarschmuck drapiert und genieße den Ausblick von unserem Bungalow in den Garten bei schönem Wetter…

 
 …und wenn tropischer Regen herunterpeitscht. Irgendwann hat auch noch ein Blitz in unmittelbarer Nähe eingeschlagen, wir würden  Unwetter dazu sagen, hier ist es normaler Regen.
Eines der auffälligsten Merkmale Rarotongas sind die smaragdgrünen Berge, die sich majestätisch aus dem Zentrum heraus erheben. Der höchste, Te Manga, ist 658 Meter hoch. Diese sich hoch auftürmenden Berge unterscheiden die Insel von den anderen in der Region. Aber deshalb regnet es hier auch häufiger.
Die Insel ist vor allem zauberhaft. Strände mit feinem Korallensand laden, geschützt durch die Lagune, zu allerhand Wassersport ein. So haben wir das 1.Mal am Muri Beach auf einem Stand Up Board gestanden und hatten Spaß dabei, auch ein Kajak wurde gemietet 

und natürlich kamen Schnorchel und Taucherbrille zum Einsatz, um die Welt auch unter Wasser zu bestaunen. Bei 28 Grad Wassertemperatur kann man das lange aushalten.


Raro, wie die meisten hier die Insel nennen,  ist komplett von einem Riff umgeben und so vor den starken Wellen des Pazifiks geschützt. Das Riff lässt auch nur das Getier durch, welches man hier betrachten möchte. Irgendwo da draußen gibt es sicher auch Haie. Den schönsten Strand findet man im Südosten der Insel. 

Der Muri Beach scheint endlos zu sein, hier gibt es auch nette kleine Restaurants. 

Die Muri Beach Lagune liegt im Südosten Rarotongas und bietet mit den palmenbewachsenen Motus (kleine Inseln) ein tolles Fotomotiv.
Und was macht man sonst so auf einer kleinen Insel? Der Gatte hatte im Vorfeld so seine Bedenken geäußert. Langeweile war prognostiziert. Er revidierte nach 12 Tagen seine Meinung, weil nach so vielen Erlebnissen in Neuseeland einige Tage der Entspannung und vollkommenen Entschleunigung Körper und Seele gut taten. Maßgeblichen Anteil hatten daran unsere fantastischen Gastgeber. Vor allem Odette (aus Gera, vor etlichen Jahren hierher ausgewandert) haben wir das zu verdanken. Sie und Joey zauberten jeden Morgen ein fabelhaftes Frühstück auf den großen Gemeinschaftstisch. Der Start in den Tag hätte kaum besser beginnen können. Es gab u.a. die leckersten Früchte, von denen wir einige auch das 1.Mal in unserem Leben probieren konnten.

Außerdem bekamen wir Tipps für den Tag. Lokale Märkte besuchten wir ebenso 


wie die Eröffnung des 1.Ukulele-Festivals.
Besonders beeindruckt hat uns der mehrstimmige Gesang beim Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes.


Auf unserer bisherigen Reise war ja auch immer Wandern ein großes Thema. tatsächlich gibt es auch auf Rarotonga  2 ausgewiesene Routen. Die eine war zu unserer Zeit aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt, das Inselcrossing wollten wir aber auf jeden Fall absolvieren.


Nun ja, der Weg ist manchmal schwer erkennbar, „Wurzeltreppen“ helfen, sich den Pfad hochzuziehen und tropisch feuchtwarm ist es natürlich auch.


Außerdem hatte es am Vortag wieder mächtig geschüttet, der Rückweg sollte zur Rutschpartie werden. Kurz vor dem Erreichen des Gipfels, bei mir hatte längst Schnappatmung eingesetzt, steht da  plötzlich ein Hahn.

Wie ein Pförtner lässt er uns nur bei Abgabe eines Müsliriegels weiter. Hähne gibt es auf der Insel ziemlich viele, morgens wurden wir oft durch das Gekrähe geweckt. Wir kommen schließlich ohne Hackangriff davon und dürfen die letzten Höhenmeter angehen. Man muss nun höllisch aufpassen. Zu sehen ist die steil aufragende Bergspitze von „The Needle“.

Sie macht ihrem Namen wirklich alle Ehre. Seile und Ketten helfen hier, bis an den erhofften Aussichtspunkt zu kommen. 


Danach geht es für uns nicht weiter. Eine senkrechte Felswand ist nur etwas für Profis mit entsprechender Ausrüstung.
Wir genießen die Aussicht auf dem schmalen Grat, die nächsten Wanderer warten bereits. Platz ist hier nur für wenige. Der Abstieg war für mich ziemlich gruselig. Ein falscher Schritt, einmal abgerutscht am moosigen Fels… Nicht einmal Pflanzen gab es dort, die einen Sturz hätten abfangen können.
Zurück geht es oft rutschenderweise über lehmige Pfade,


über Stock und Stein,

durch und übers Wasser.

Beim Warten auf den Bus, der uns zu unserer Unterkunft zurückbringen sollte, sahen wir dann diese Gestalten…

die Frisur des Herrn war jedenfalls hin. Meine so langsam auch. Der Gatte traute sich aber nicht an die Schere, die Haare übernahmen bei tropischer Hitze so langsam die Funktion einer Mütze. Odette besorgte mir auf meine Bitte hin einen Friseurtermin. Nur soviel: Die Chefin des Salons war außer Haus, das Englisch der philippinischen Hilfskraft und meines waren irgendwie nicht kompatibel. Egal, die Haare waren danach jedenfalls kürzer, die „Mütze“ war runter, die Hitze wieder besser auszuhalten.

Das absolute Highlight auf den Cook-Inseln erlebten wir jedoch nicht auf Rarotonga. Unsere neuseeländischen Freunde gaben uns bereits in Auckland den Tipp, einen Tag auf Aitutaki zu verbringen. Das ist eine weitere Insel im Archipel und bevorzugtes Reiseziel von Frischvermählten. Man bucht für eine ordentliche Stange Geld einen Tag im Paradies, so wird es jedenfalls beworben, und wird rundherum um- und versorgt.
Bereits 1789 entdeckten die Briten das Aitutaki-Atoll und wollten dort rund 40 Jahre nach der Entdeckung den christlichen Glauben verbreiten. Während des zweiten Weltkriegs war die Insel besonders für die Amerikaner von großer Bedeutung, um auf der dort erbauten Start- und Landebahn im Pazifik eine Zwischenstation einzulegen.
Nach Aitutaki besteht keine reguläre Schiffsverbindung. Air Rarotonga bedient deshalb auf dem Luftweg die Strecke von Rarotonga mit einer Propellermaschine. Das Flugzeug hat ca. 30 Plätze, der Flug erinnert eher ans Busfahren und dauert auch nur etwa 40 Minuten.
Aitutaki zählt zu den schönsten Lagunen der Welt, so steht es im Reiseführer. Davon wollen wir uns am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes ein eigenes Bild machen. Verstreut liegen 15 Motus (kleine Inseln), versteckt und romantisch.
Schon beim Anflug auf Aitutaki verschlägt es einem die Sprache. Der erste Blick auf diesen so einsam im Pazifik liegenden Flecken Erde erscheint fast unwirklich. Das Riff, welches die Insel schützt, rahmt das Eiland ein, die Kamera ist beim Landeanflug bereits im Einsatz.

Mit einer Kreuzung aus Pferdewagen und LKW geht es zunächst zum Schiffsliegeplatz.

Auf dem Boot (Vaka) liegen Handtücher und Schnorchelausrüstung für alle bereit, die Kokosnüsse stehen trinkbereit auf den Tischen. 

Unsere Bootsbesatzung erweist sich als singende und Ukulele spielende gute- Laune- Crew, auch das Wetter entspricht den Vorstellungen vom Südsee- Paradies.
 
Der Rest ist Genießen. Feiner, weißer Sand,

 die Blau- und Türkistöne des Wassers, 

 
die vielen bunten Fische bei den Schnorchelstopps,
das leckere Büfett zwischendurch…

Irgendwann erreichen wir eine kleine Insel: One Foot Island
Die Insel ist nicht bewohnt und einzig für ihren perlweißen, langen Sandstrand bekannt.
 
Um den Namen der Insel rankt sich eine traurige Legende: So soll ein Häuptling, der seinen Untertanen das Fischen in der Nähe der Insel untersagt hatte, einen Mann und dessen Sohn beim Fischen auf den Felsen beobachtet haben. Der Häuptling ordnete die Hinrichtung der beiden Männer an. Diese flohen auf die Insel und versteckten sich in Kokospalmen, wobei der Vater darauf achtete, stets in die Fußspuren des Sohnes zu treten. Als der Vater gefangengenommen wurde, schwor er, dass nur er allein gefischt habe. Nach langer, ergebnisloser Suche schenkte der Häuptling schließlich der Aussage des Vaters Glauben. So wurde der Vater getötet und der Sohn allein auf der Insel zurückgelassen. Seitdem ist die Insel unter dem Namen „Tapuaetai“ bekannt, was so viel wie „Fußspur“ bedeutet.
Heute befindet sich hier lediglich ein Postamt, das kleinste der Welt.  Als Ersatz für den Fußabdruck kann man sich für 2 Dollar einen  Stempel in den Pass eintragen lassen, als Erinnerung an einen unvergessenen Tag im Südsee-Paradies.

Unsere Schiffscrew ergänzt die Passseite mit einem weiteren, der kostet uns nichts.

Die Bilder von Aitutaki werden sich bei mir ein Leben lang im Gehirn einbrennen. Dieser Tag  gehört ganz sicher zu denen im Leben, die man nie wieder vergisst!

Am letzten Abend sind wir mit Odette, der Oma (Mutter von Joey) und anderen Gästen zu einem netten Strandlokal gefahren. Der Flieger in die USA ging erst kurz vor Mitternacht, so konnten wir auch den Sonnenuntergang noch einmal in vollen Zügen genießen.
 
Nach dem Einchecken durch besonders geschultes Sicherheitspersonal (Es wurden uns Fragen gestellt, die uns als Reisende mit dem Ziel USA besonders unter die Lupe nahmen. Wir wurden als ungefährlich eingestuft und bekamen einen extra Aufkleber auf die Passrückseite.) gab es doch noch einen Moment der Aufregung für mich. Mein Name wurde durch den Lautsprecher aufgerufen, ich möge mich bitte noch einmal an einem Seiteneingang einfinden. Man kennt das von anderen Flughäfen, Passagiere, die irgendwie zu lange zollfrei einkaufen sind und das Boarding verpassen, sollen sich schnellstmöglich am Abfluggate einfinden. Das traf aber hier nicht zu, es gibt nur das eine Gate, einkaufen kann man nichts, also? Mir wurde einer unser Koffer präsentiert, ich sollte ihn öffnen, ich hätte etwas Verbotenes drin. Bitte nicht die Muscheln wegnehmen, das war mein Gedanke. Nichts dergleichen, ich hatte ein fast leeres Feuerzeug zum Anzünden von Kerzen im Gepäck. Das durfte nicht in den Frachtraum, kann aber gern in die Hosentasche. Von Neuseeland nach Rarotonga wurde dieses Feuerzeug nicht beanstandet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen