Donnerstag, 23. Mai 2019

die Wüste lebt (... mit Ergänzung ...)


Wir leben in Deutschland in einer immer weiter austrocknenden Region, Brandenburg wird eine zunehmende Versteppung vorausgesagt. Noch weniger Vegetation, verknüpft mit nur sporadischem Niederschlag findet man in Wüsten. Das Mojave National Preserve ist unsere erste richtige Wüste, eine lebensfeindliche Umwelt. Umso erstaunter waren wir, welche Farbenpracht sich hier zeigt und wieviele Pflanzen hier (zumindest im Frühling) gedeihen. Nach den Regenfällen des Winters tauchen die Wildblumen in dieser Jahreszeit die Wüste in bunte Farben.
  

Die Erschließung des Gebiets durch Eisenbahnlinien führte zur Errichtung einiger Ortschaften, die sowohl den Eisenbahngesellschaften als auch den wenigen extensive Viehzucht betreibenden Ranchern als Versorgungszentrum dienten. Der Bau der Strecke der „Los Angeles and Salt Lake Railroad“ quer durch das heutige Schutzgebiet führte damals zu mehreren Ortsgründungen. Heute sind dies zumeist aber Geisterstädte. Das Schutzgebiet wird heute noch von der Linie der Union Pacific Railroad auf der Strecke zwischen Nipton und Barstow durchquert; sie dient ausschließlich dem Güterverkehr. Der Passagierverkehr auf dieser Linie nach Kelso wurde am 14. August 1964 eingestellt. Mehrfach haben wir diese ungewöhnlich langen Güterzüge mit 130 Waggons (selbst gezählt) hier beobachten können, oft von 3 Lokomotiven gezogen.


Heute ist das Mojave National Preserve ein Schutzgebiet des National Park Service im Westen des San Bernardino County.
 Es gibt 3 Zeltplätze und eigentlich gleich nebenan ein Besucherzentrum. Wir hatten Pech, es wird gerade umgebaut. So hatten wir nur die wenigen Informationen aus Barstow. Die Zufahrt in das Preserve ist kostenfrei, es ist ja kein Nationalpark. Die Abgeschiedenheit erfordert Vorsichtsmaßnahmen, vor allem wenn man die unbefestigten Wege befährt. Trinkwasser sollte man für mehrere Tage an Bord haben, denn eine Nationalparkverwaltung, die regelmäßig patrolliert, gibt es hier nicht.
Wir entschieden wir uns für den „Hole in the wall“- Campground. Beim Eintreffen auf dem Campingplatz war es bereits dunkel. So konnten wir erst am nächsten Morgen unseren Stellplatz in Augenschein nehmen.
  

Auf vielen einfach ausgestatteten Campingplätzen in den USA (hatten wir auch einige Male in Neuseeland) meldet man sich selbst an. Man steckt das geforderte Geld und das ausgefüllte und zur Verfügung gestellte Formular mit den eigenen Angaben (Autokennzeichen, Länge des Aufenthalts...) in einen vorbereiteten Umschlag sowie diesen dann in eine Art Briefkasten und hängt einen Abreißzettel an das eigene Gefährt. Einfache Ausstattung bedeutet, man hat weder Strom noch WC und Dusche. Immerhin gibt es aber ein Plumpsklo, meistens noch eine Sitzbank mit Tisch und eine Feuerstelle. Wenn man damit auskommt, sind im Durchschnitt nur 10-15 Dollar pro Nacht und Stellplatz zu löhnen. Dabei ist es unerheblich, ob man allein mit einem Minizelt oder zu Sechst mit einem Riesencamper unterwegs ist.
Am nächsten Tag ging es dann auf eine tolle Wanderung, den „Rings Loop Trail“. Die Wanderung ist  mit nur 1,5 Meilen kurz und mit etwa 100 zu überwindenden Höhenmetern nicht besonders anstrengend, aber sie ist einfach schön! 
 


 

Entstanden ist die Landschaft hier durch eine pyroklastische Wolke eines ausgebrochenen Vulkans, gut an den Löchern im Gestein erkennbar, die durch ausgetretene Gase entstanden sind. Seht selbst.

Die Stahlringe sind entlang einer Seite des Pfades ausgekleidet und sorgen für einen sicheren Aufstieg.
  
 
Zurück am Wohnmobil lerne ich Linda kennen. Sie hat gerade ein großes Problem mit ihrem Trailer, indem sie auch lebt.

Der hat sich nämlich selbständig gemacht und ist ins Rutschen geraten. Dabei hat sich die Deichsel in den Boden gegraben. Der Anruf bei einem Pannendienst lag bereits einige Zeit zurück, sie aber hatte die Ruhe weg. Als Rentnerin hat sie Zeit, das wird schon… Die Gegend hier liebt sie, die ist anders als der Rest von Kalifornien, v.a. nicht so teuer. Wir fragen sie nach einer Empfehlung für unsere Reise. Sie fährt seit Jahren mit dem Trailer zu schönen Orten und kann sich ein Bild machen. Wir bekommen den Tipp, unbedingt in den Zion- Nationalpark zu fahren. Außerdem atme ich auf, als uns die studierte Biologin verrät, dass es für die von mir so gefürchteten Klapperschlangen noch viel zu kalt ist. Wir sind hier auf immerhin 1.300m Seehöhe.
Der Abendspaziergang fällt mit dem Wissen deshalb auch deutlich entspannter aus.



In der Nacht tobte für 5 Stunden ein Sturm mit Böen, die unseren Camper so zum Schaukeln brachten, dass wir es vorzogen, vom Alkoven nach unten zu kommen. Die Vorstellung, dass das Auto umkippt und wir kopfüber runterfallen war doch sehr gruselig, sodass wir versuchten, unten im Sitzen zu schlafen. Das ging natürlich auch nicht. Die größeren Probleme aber hatten die, welche mit einem Zelt (auch oft auf dem Dach eines Geländewagens gesehen) unterwegs waren.
Froh, die unruhige Nacht schadensfrei überstanden zu haben, führte uns der Weg am nächsten Morgen weiter. Und mitten auf der Straße dann... 
   
Der Gatte liefert den Begleitschutz über die Straße für eine Kalifornische Gopherschildkröte.

Wenn es besonders heiß ist, gräbt sie mit ihren schaufelartigen Vorderbeinen eine Höhle. Weil sie viel Zeit unter der Erde verbringt, heißt sie auch „Gopher“-Schildkröte. Das ist englisch und bedeutet „Erdhörnchen“.


Das nächste Ziel hieß Twentynine Palms, Ausgangspunkt für unseren ersten Nationalpark.






Ergänzung [Jürgen]  -  "Ich möchte Wüste wandern ..."

Am späten Nachmittag des Tages in der Mojave lockt mich der "Hausberg" des Campgrounds ...
... zu einer kleinen Wanderung.
Nach etwa 300 Höhenmetern gewinnt man diesen Blick auf den Campground, die hierherführende Straße und eine flache Flutrinne, die zeigt, dass es hier immer wieder einmal heftig regnen muss.

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, der Hausberg ist kein Berg sondern Teil eines Plateaus, Überbleibsel einer gewaltigen Ebene, aufgespalten durch geologische Brüche. Ich stehe hier also auf einer Horstscholle - oder (wie man es nimmt) - unter mir liegt ein abgesunkener Graben.
Mittlerweile hat die Erosion viel von dem überwiegend lockeren Material wieder abgetragen. Dort, wo wenigstens die obere Schicht widerstandsfähiger ist, erkennt man die ursprüngliche (Mindest-) Höhe der Ablagerungen. Hier ein schönes Beispiel.

Nach knapp 1km leichter Wanderung auf dem Plateau ist dessen höchster Punkt erreicht, Barbers Peak, etwa 350m über der Tiefebene.

Einige Bilder aus der Umgebung von Barbers Peak.



Auf dem Rückweg zeigt mir das selbst aufgestellte Steinmännchen die Stelle, an der ich den Abstieg vom Hochplateau in die Tiefebene beginnnen sollte.


In mir reift der Wunsch, in der Wüste zu wandern, mit Rucksack und Zelt.
So weit und so klar, erst der Horizont setzt dem Blick eine Grenze. Nur selten zerschneiden Straßen das Land. Deinen Weg musst und kannst Du Dir selbst frei wählen. Und einsam ist es, trifft Du jemanden, ist es ein Ereignis, dass im Gedächtnis bleibt.

Leider werde ich diesen Traum wohl höchstens als Rentner verwirklichen können - und auch nur, falls dann die Wanderei noch funktioniert.




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