Sonntag, 26. Mai 2019

beide Engel gelandet


Nach Kalifornien, Nevada und Arizona nun Jutta (und Gatte) in Utah, unserem 4.Bundesstaat. Das war immer lustig, wenn ich hier meinen Vornamen nennen sollte.
Linda aus Kalifornien, die wir gleich am Anfang unserer Reise in die USA kennengelernt hatten, empfahl uns den Zion Nationalpark als tolle Wanderregion. Also nahmen wir den in unsere Routenplanung mit auf. Naja, eigentlich hatten wir keine Planung, die Route hat sich gewissermaßen „entwickelt“. Zion ist, ich habe nachgeschlagen, ein altes hebräisches Wort und bedeutet so viel wie Zufluchtsort. Mal sehen, was uns dort erwartet!


Zuflucht fanden wir schließlich in Springdale.


Das ist der Ort, der sich ganz gut als „Tor zum Nationalpark“ verkauft. Anders als in Tusayan am Grand Canyon haben die Ortsansässigen mit Verantwortungsfunktion hier offensichtlich begriffen, dass sich mit Tourismus gut Geld verdienen lässt, man jedoch dem Touri dafür auch etwas bieten muss. Es gibt neben Hotels, netten Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten auch einen gut geführten Campingplatz. Der ist wie die meisten anderen auch gut gefüllt mit riesengroßen Wohnbussen und Trailern, fast immer mit Seitenteilen zum Ausziehen.

 

Auf unserem Stellplatz hätten wir noch ein zweites Gefährt unserer Größenordnung hinstellen können, bei anderen reichte die Fläche nicht mal für ein Geschoss aus. Bezahlen mussten wir aber genauso viel.
Auch hier am und im Nationalpark gibt es einen Shuttlebus. Den haben wir gleich am Ankunftstag genutzt, um in den Park zu fahren. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang sollte genutzt werden. Außerdem  wollten wir uns über eine mögliche Wanderung am nächsten Tag informieren. Und was uns im Zion erwartete, bestätigte den guten Rat von Linda.
Wir fuhren bis zum Endpunkt der Shuttletour. "Temple of Sinawawa" lautet der vielversprechende Name der Haltestelle. Wir schlenderten am Virgin River zum Wasserfall entlang massiver Felswände und hoch aufragender Klippen. 


 
 
 
Diese entstanden, als sich der Fluss in 170 Millionen Jahren seinen Weg durch das Gestein bahnte und die spektakulären Felsschluchten mit 600 bis 1.000 m Tiefe hinterließ. Die Canyons sind aus altem braunen bis orangeroten Sandstein, die einzigartigen Felsen leuchten bei Sonnenschein in vielen Farbschattierungen. 

 
Überhaupt hatten wir mal wieder richtig Glück mit dem Wetter. Der Frühling zog am Ankunftstag hier ein und war am folgenden Wandertag vollständig angekommen.
„Angels Landing“ ist der Name der hier die am meisten gepriesenen Wanderung.  Die Engel landen auf einer 1765 m hohe Felsenformation, nach anstrengenden 8 km zu Fuß und etwa 500m oberhalb des Virgin River.
Von "The Grotto", einem der Shuttlehaltestellen (Wir entschieden uns für das Fahren im Bushänger.)


sind wir dann am nächsten Tag auf Engelssuche gegangen.  Nach etwa einer halben Stunde gemütlichen Aufstiegs, aber bei praller Sonne bot uns der "Refrigerator Canyon" erste nette Ausblicke, und schattige Nischen zum Luftholen. 

 
Es schließt sich nämlich der wohl körperlich anstrengendste Teil der Wanderung an,  Walter Wiggles. In 21 sehr steilen und engen Spitzkehren schlängelt sich der Weg die rechte Wand des Canyons nach oben. 

Am Scout Overlook auf einer Höhe von etwa 1630m kann man dann dafür aber eine atemberaubende Aussicht genießen.
 
 





Für einen Teil der Wanderer ist der Hike auf dieser Plattform beendet und auch ich hatte für mich vorher beschlossen, dass ich dort warten werde, während der Kletter-Gatte bis zur Spitze geht. Aber während wir uns auf dem Plateau umsahen und die prachtvolle Aussicht genossen, begann irgendetwas in meinem Hirn zu arbeiten.

5 Minuten und einen Müsliriegel später wusste ich: Ich gehe da hoch, ich mache das jetzt.
Der Felsrücken ist an manchen Stellen recht schmal.
 
Eisenketten helfen, den Grat absturzfrei zu überwinden. Problematisch wird es immer dann, wenn andere Wanderer an den Engpässen gerade absteigen. Einer muss stets ausweichen, aber irgendwie wurde man sich immer einig. Dass die zu bewältigende Strecke auf so schmalem Pfad etwa 700m (in eine Richtung) beträgt, hätte ich niemals vermutet, ich hätte es sonst womöglich auch nicht gewagt.
Der Ausblick von hier oben ist einfach atemberaubend. Ich bin stolz, dass ich es gemacht habe, es war auch eigentlich weniger fürchterlich als erwartet. Zum Beweis des Heldenmutes müssen natürlich Fotos geschossen werden… 
 
 

Spontaner Beifall brandete auf, als ein junger Mann mit diesem „Schuh“ den Gipfel erreichte. 

Das war schon ziemlich verrückt. Dass zumindest der letzte Teil nicht ganz ungefährlich ist, belegt ein älteres Hinweisschild am Scout Overlook. Mindestens 6 Menschen sind seit 2004 hier tödlich verunglückt.

Der Blick vom „Landeplatz der Engel“ geht im Wesentlichen in 2 Richtungen: Im Süden ist der Zion Canyon sichtbar, im Norden die Zion Narrows.


Beim Abstieg wird einem die Höhe noch einmal richtig bewusst. Bei aller Freude muss man sich schon noch ziemlich konzentrieren. Bei mir half, mich einfach rückwärts runter zu hangeln. 


Der Rest des Abstieges waren Grinsen und Genießen. Vielleicht sieht man mir das hier nicht an, aber selbst beim Schreiben dieser Zeilen gehen die Mundwinkel wieder nach oben.


Im Tal empfing uns wieder der Frühling, der sich seit dem Morgen nochmal mächtig ins Zeug gelegt hatte.

Und da oben waren wir!


Ok, das war ungenau, hier noch mal besser.


Unsere Reise geht weiter, wir fahren wieder nach Arizona.


Wir queren letztmalig den Virgin River und genießen bei bestem Frühlingswetter die Landschaft.

 
  

Es erwartet uns das Kontrastprogramm schlechthin. Las Vegas, wir kommen!

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