Nach Kalifornien, Nevada und Arizona nun Jutta (und Gatte)
in Utah, unserem 4.Bundesstaat. Das war immer lustig, wenn ich hier meinen
Vornamen nennen sollte.
Linda aus Kalifornien, die wir gleich am Anfang unserer
Reise in die USA kennengelernt hatten, empfahl uns den Zion Nationalpark als
tolle Wanderregion. Also nahmen wir den in unsere Routenplanung mit auf. Naja,
eigentlich hatten wir keine Planung, die Route hat sich gewissermaßen
„entwickelt“. Zion ist, ich habe nachgeschlagen, ein altes hebräisches Wort und bedeutet so viel wie Zufluchtsort. Mal sehen, was uns dort
erwartet!
Zuflucht fanden wir schließlich in Springdale.
Das ist der
Ort, der sich ganz gut als „Tor zum Nationalpark“ verkauft. Anders als in
Tusayan am Grand Canyon haben die Ortsansässigen mit Verantwortungsfunktion
hier offensichtlich begriffen, dass sich mit Tourismus gut Geld verdienen
lässt, man jedoch dem Touri dafür auch etwas bieten muss. Es gibt neben Hotels,
netten Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten auch einen gut geführten
Campingplatz. Der ist wie die meisten anderen auch gut gefüllt mit riesengroßen
Wohnbussen und Trailern, fast immer mit Seitenteilen zum Ausziehen.
Auf unserem
Stellplatz hätten wir noch ein zweites Gefährt unserer Größenordnung hinstellen
können, bei anderen reichte die Fläche nicht mal für ein Geschoss aus. Bezahlen
mussten wir aber genauso viel.
Auch hier am und im Nationalpark gibt es einen Shuttlebus.
Den haben wir gleich am Ankunftstag genutzt, um in den Park zu fahren. Die Zeit
bis zum Sonnenuntergang sollte genutzt werden. Außerdem wollten wir uns über eine mögliche Wanderung
am nächsten Tag informieren. Und was uns im Zion erwartete, bestätigte den
guten Rat von Linda.
Wir fuhren bis zum Endpunkt der Shuttletour. "Temple of
Sinawawa" lautet der vielversprechende Name der Haltestelle. Wir
schlenderten am Virgin River zum Wasserfall entlang massiver Felswände und hoch
aufragender Klippen.
Diese entstanden, als sich der Fluss in 170 Millionen
Jahren seinen Weg durch das Gestein bahnte und die spektakulären Felsschluchten
mit 600 bis 1.000 m Tiefe hinterließ. Die Canyons sind aus altem braunen bis
orangeroten Sandstein, die einzigartigen Felsen leuchten bei Sonnenschein in
vielen Farbschattierungen.
Überhaupt hatten wir mal wieder richtig Glück mit
dem Wetter. Der Frühling zog am Ankunftstag hier ein und war am folgenden
Wandertag vollständig angekommen.
„Angels Landing“ ist der Name der hier die am meisten
gepriesenen Wanderung. Die Engel landen
auf einer 1765 m hohe Felsenformation, nach anstrengenden 8 km zu Fuß
und etwa 500m oberhalb des Virgin River.
Von "The Grotto", einem der Shuttlehaltestellen
(Wir entschieden uns für das Fahren im Bushänger.)
sind wir dann am nächsten
Tag auf Engelssuche gegangen. Nach etwa
einer halben Stunde gemütlichen Aufstiegs, aber bei praller Sonne bot uns der
"Refrigerator Canyon" erste nette Ausblicke, und schattige Nischen
zum Luftholen.
Es schließt sich nämlich der wohl körperlich anstrengendste Teil
der Wanderung an, Walter Wiggles. In 21
sehr steilen und engen Spitzkehren schlängelt sich der Weg die rechte Wand des
Canyons nach oben.
Am Scout Overlook auf einer Höhe von etwa 1630m kann man
dann dafür aber eine atemberaubende Aussicht genießen.
Für einen Teil der
Wanderer ist der Hike auf dieser Plattform beendet und auch ich hatte für mich
vorher beschlossen, dass ich dort warten werde, während der Kletter-Gatte bis
zur Spitze geht. Aber während wir uns auf dem Plateau umsahen und die
prachtvolle Aussicht genossen, begann irgendetwas in meinem Hirn zu arbeiten.
5 Minuten und einen Müsliriegel später wusste ich: Ich gehe da hoch, ich mache das jetzt.
5 Minuten und einen Müsliriegel später wusste ich: Ich gehe da hoch, ich mache das jetzt.
Eisenketten helfen, den Grat absturzfrei zu überwinden. Problematisch wird es
immer dann, wenn andere Wanderer an den Engpässen gerade absteigen. Einer muss
stets ausweichen, aber irgendwie wurde man sich immer einig. Dass die zu
bewältigende Strecke auf so schmalem Pfad etwa 700m (in eine Richtung) beträgt,
hätte ich niemals vermutet, ich hätte es sonst womöglich auch nicht gewagt.
Der Ausblick von hier oben ist einfach atemberaubend. Ich
bin stolz, dass ich es gemacht habe, es war auch eigentlich weniger
fürchterlich als erwartet. Zum Beweis des Heldenmutes müssen natürlich Fotos
geschossen werden…
Spontaner Beifall brandete auf, als ein junger Mann mit
diesem „Schuh“ den Gipfel erreichte.
Das war schon ziemlich verrückt. Dass
zumindest der letzte Teil nicht ganz ungefährlich ist, belegt ein älteres
Hinweisschild am Scout Overlook. Mindestens 6 Menschen sind seit 2004 hier
tödlich verunglückt.
Der Blick vom „Landeplatz der Engel“ geht im Wesentlichen in
2 Richtungen: Im Süden ist der Zion Canyon sichtbar, im Norden die Zion
Narrows.
Beim Abstieg wird einem die Höhe noch einmal richtig
bewusst. Bei aller Freude muss man sich schon noch ziemlich konzentrieren. Bei
mir half, mich einfach rückwärts runter zu hangeln.
Der Rest des Abstieges waren Grinsen und Genießen.
Vielleicht sieht man mir das hier nicht an, aber selbst beim Schreiben dieser
Zeilen gehen die Mundwinkel wieder nach oben.
Im Tal empfing uns wieder der Frühling, der sich seit dem
Morgen nochmal mächtig ins Zeug gelegt hatte.
Und da oben waren wir!
Ok, das war ungenau, hier noch mal besser.
Unsere Reise geht weiter, wir fahren wieder nach Arizona.
Wir queren letztmalig den Virgin River und genießen bei bestem Frühlingswetter
die Landschaft.
Es erwartet uns das Kontrastprogramm schlechthin. Las Vegas,
wir kommen!
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