Donnerstag, 30. Mai 2019

Rundreise, Teil 2 und ENDE


Um unsere 2.Rundreise mit neuer Besetzung zu starten, bedurfte es eines weiteren Ortswechsels zum Arenal, einem weiteren Vulkan. Guide samt Fahrer der1.Rundreise hatten sich bereits am Vortag abgeseilt (kann man wohl so sagen, da ihre Rückreise erst am Folgetag geplant war), Jürgen und ich sollten erst am nächsten Tag um 15:30 Uhr abgeholt werden. Ab 12 Uhr warteten wir in der Lobby der Rezeption auf den Transfer mit  „Interbus“. Der dauerte dann länger als anzunehmen war, da das Abholen anderer Gäste einen ordentlichen Umweg erforderte. Diese Umstände in Kopplung mit einer sehr kurvenreichen Strecke führten schließlich dazu, dass sich mein Allgemeinzustand ziemlich verschlechterte. Der Schädel brummte mit dem Busmotor um die Wette, auch ohne Alkohol drehte sich alles bei mir und so war ich froh, irgendwann (es war bereits dunkel) in ein Bett fallen zu können. Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass ich noch in voller Reisebekleidung war. Aber mir ging es wieder gut, nach dem Frühstück nahmen wir zunächst unser neues Domizil in Augenschein. Ein Bungalow mit Terrasse und den hier üblichen Schaukelstühlen.


Neben dem schönen Hauptpool des Hotels gibt es auch etwa 10 Thermalbecken, die teilweise durch Wasserläufe und kleine Wasserfälle miteinander verbunden sind (oben 41°C und unten noch 26°C Wassertemperatur) - traumhaft schön in tropischer Vegetation. Vor dem Abendessen genossen wir die dann auch noch kurz. 

 
 

Am nächsten Morgen: Kurz nach 10 Uhr klingelte das Telefon in unserem Bungalow. Die Rezeptionistin fragte, wo wir denn bleiben, wir werden zum Ausflug erwartet. Häääh? Ausflug? In unserem Reiseprogramm steht, dass wir am Abend die neue Gruppe und den neuen Guide kennenlernen, nichts von Ausflug.
Was soll´s, machen wir einen Ausflug. 10 Minuten später erwarteten uns Maria und Peter aus der Schweiz (also der richtigen) sowie Pablo in der Rezeption, alle vollkommen entspannt. Die Gruppengröße war also noch einmal von 5 auf 4 geschrumpft. Mit Pablo bekamen wir einen erst 23 jährigen zukünftigen Biologiestudenten als neuen Reiseleiter, sehr engagiert, gut deutsch sprechend und unwahrscheinlich nett. Schwiegersohntyp eben.


Unser unerwarteter Ausflug mit Amin, dem neuen „weltbesten“ Busfahrer (laut Pablo) führte uns zu einem privaten Garten in der Nähe der Hotelanlage. Auch hier gab es wieder verschiedene Tiere und Pflanzen zu bestaunen. Wir sahen zum ersten Mal die für das Land so typischen Frösche.
 

Der winzige Pfeilgiftfrosch, auch blue Jeans Frosch genannt, ist nur etwa 2cm groß.


Der Rotaugenlaubfrosch ist zweifellos der Schönste aller Frösche und hier auf jedem Reiseführer zu sehen. Quasi das Nationaltier von Costa Rica. Er ist nachtaktiv, mager und langgliedrig. 


Den Goldbaumsteigerfrosch sahen wir dann erst in der nächsten Unterkunft. Die Art wird als gefährdet, da selten angesehen. Hier verlor Pablo an Jürgen eine Wette um ein Bier. Das hatte unser Guide ausgelobt, wenn ihm jemand einen solchen Frosch zeigt. Dieses Exemplar hüpfte einigermaßen entspannt über den Weg. Aber schon die Färbung zeigt an, Achtung, ich bin giftig. Die meisten der kleinen Frösche sind hier toxisch, für den Menschen jedoch nicht lebensgefährlich. Wenn das Gift in den Blutkreislauf gelangt, wird man bloß lokal für eine Weile gelähmt. Naja, auch nicht anstrebenswert.
Am Abend des ersten Tages in der neuen Gruppe fuhren wir auf Vorschlag von Pablo in ein Restaurant, in dem auch die Einheimischen essen gehen. Eigentlich hatten er und Amin frei…
Zum Regenwald gehört…Regen, natürlich. Bisher hatte der uns verschont, aber auch diese Erfahrung sollten wir machen, schließlich sind wir wetterfest ausgerüstet. Wir fahren zum Arenal, dem aktivsten und zugleich jüngsten Vulkan von Costa Rica, gleichzeitig einem der aktivsten Vulkane der Welt. Der Arenal zeigte etwa 400 Jahre lang keine Aktivität, man hielt ihn lange für erloschen. Doch 1968 brach er aus, zerstörte zwei Ortschaften, 87 Menschen kamen dabei ums Leben. Acht Lavaströme flossen an den Flanken des Kegels herab und zerstörten den Regenwald. Die Natur erholt sich langsam wieder, im Sekundärwald gedeiht seitdem eine Orchidee, die es weltweit nur hier an dieser Stelle gibt, die Eintagesorchidee. Wir hatten Glück, allein der Name verrät einiges über die Blühdauer.
 

Es gab wie immer reichlich Tiere und Pflanzen zu sehen, am interessantesten fand ich die riesigen Brettwurzeln und den Baum, der sehr nach einem langhalsigen Tier aussieht und deshalb auch so heißt.
 
 

Am Nachmittag fuhren wir nach San Miguel zu “Mi cafecito“, einer organischen Kaffeefinca. Dort lernten wir den Prozess der Herstellung des beliebten koffeinhaltiges Heißgetränkes kennen. Costa Rica als kleines Land hat sich darauf konzentriert, nur kleine Mengen, dafür besonders hochwertigen Kaffee, zu produzieren.
 Die besten Bedingungen findet die Kaffeepflanze in einer Höhe von 750m.
Blüte der Kaffeepflanze
 ungeröstete  Bohne
 

Unsere nächste Unterkunft wartete in Sarapiqui. Zu Schaukelstühlen gesellte sich jetzt noch eine Hängematte auf der Terrasse.
Den nächsten Tag kann ich wieder als Weiterbildung für mich verbuchen. Zunächst durften wir (der Gatte übernahm den Part) einen Mandelbaum pflanzen und konnten uns davon überzeugen, dass diese Tradition bereits länger besteht und offensichtlich einen Beitrag zur Aufforstung leistet. 

 

Danach fuhren wir zur Finca der Familie Gomez in Chilamate de Sarapique. Neben Ananas werden hier auch viele andere Früchte z.B. Maniok , aber auch Gewürze wie Zimt, Ingwer und Vanille angebaut, alles so natürlich wie möglich.
 
  
 Maniokfeld
 Palmherzen
 Kaffee
Vanilleschoten

Auch Zuckerrohr wächst hier, wir konnten den süßen Saft nach dem Pressen der Stangen probieren. 
  

Rudolfo zeigte uns seine Plantage mit großer Leidenschaft und bastelte nebenbei für Maria und mich aus einem Flachshalm (oder Gras?) eine Blume und einen Käfer.

 

Klar, dass wir auch frische Ananas vom Feld probieren konnten. 


Den Rest der Frucht verspeiste schmatzenderweise Matilda, ein blindes Schwein mit offensichtlicher Vorliebe für Ananas. 


Wir bekamen nach dieser so lehrreichen und unterhaltsamen Führung auf der Finca auch noch ein ausgezeichnetes Mittagessen (köstlichen Fisch aus eigener Produktion). Welche Steigerungsmöglichkeiten gibt es da noch? Schokolade! Dazu mussten wir wieder ein Stückchen weiter fahren.




 
Kakaobaum
Eingeprägt hat sich bei mir, dass man für 100g Schokolade 5 dieser großen Früchte benötigt.

Wir lernten auf unterhaltsame Weise von Jose den Prozess der Herstellung von der Kakaobohne bis zur leckeren Schokolade kennen, natürlich mit ausgiebiger Verköstigung des Endproduktes. Lecker!

  

Kakao
Die fertige Schokolade konnten wir dann noch mit diversen Ingredienzen verfeinern.

In der Nachbetrachtung der beiden Wochen in Costa Rica, dies war für mich der schönste Tag der Rundreise in Costa Rica.

Ein besonderes Highlight fehlte aber noch laut Reiseplan. Den Tortuguero Nationalpark erreicht man, wenn man nicht gerade fliegen möchte, nur auf dem Wasserweg. Wir fahren zunächst mit dem Bus zur kleinen Anlegestelle La Pavona.

 
 
Mit einem Boot geht es durch eine Kanal- und Lagunenlandschaft, die von dichtem Regenwald umgeben ist. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die „Mawamba“ Dschungellodge, die uns mit leckerem Mittagessen empfängt.

 


Für den Nachmittag steht ein Ausflug ins nahegelegene Dorf Tortuguero auf dem Plan. Auf dem Hinweg mit dem Boot, zurück zu Fuß am Strand der Karibik. Im Dorf mit etwa 1.500 Einwohnern fahren keine Autos, es gibt nur wenige Touristen, entsprechend wird man freundlich aufgenommen.

  

Etwas Enttäuschung macht sich auf dem Rückweg breit. Der Karibische Strand, den man über mehrere kleine Stichwege vom Ort aus erreichen kann, ist hier eher wild und unbändig. Nicht die Postkarten-Idylle, die Menschen sich landläufig ausmalen, wenn sie Karibik hören. Die hier vorherrschenden Strömungen sind mehr als tückisch und so sollte man auch nicht baden gehen.
Nun, es ist ja auch kein Badeurlaub, es wäre trotzdem nett gewesen, nicht nur die Füße ins Wasser zu halten.

Wir sind schließlich zum Beobachten der Tiere hier. Ungefähr die Hälfte der in Costa Rica lebenden Vogel- und Reptilienarten leben am „Amazonas von Costa Rica“. Es geht am nächsten Tag früh raus. 5:30 Uhr legt das Boot ab, um 6 Uhr holt Pablo unser Eintrittsticket für den Nationalpark und dann fahren wir durch verschiedene Kanäle, zunächst auf der "Autobahn" mit 70km/h.


Leichte Unterzuckerung macht sich beim Gatten vor dem Frühstück bemerkbar. 


Wir sind ja jetzt schon im Aufspüren von Tieren erfahren, lassen also unser leidlich bisher geschultes Auge über Wasser und Wald schweifen und sehen…nichts. Zum Glück sind da noch Pablo und unser Bootsführer. Sie sichten für uns mehrere Vogelarten
 
 


Schildkröten

 einen Kaiman
  

und mehrere Basilisken


Diese putzig aussehenden Tiere können über´s Wasser laufen, deshalb werden sie auch Jesus-Christus-Echsen genannt.

Vom Baum hängen die ungewöhnlich aussehenden Nester des Montezuma-Stirnvogels.


Den weiteren Tag verbringen wir mit dem Entdecken von Schmetterlingen auf dem Hotelgelände, 



 


einer weiteren Bootstour und ich auch am sehr schönen Pool. 
 

Außerdem haben wir hier in der Lodge Vollpension, die will genutzt werden.
Für den nächsten Tag hat Pedro Jürgen und mir eine Privattour mit dem Kajak organisiert. Die Lodge verfügt über einige Einer und Zweier, ohne Guide durften wir aber nicht paddeln. So ging es also wieder 5:30 Uhr los, zunächst brachte uns ein Boot der Lodge zu einem Kanal, der nur mit muskelkraftbetriebenen Booten befahren werden darf. 

 
 

Zunächst passierte nicht viel, die tagaktiven Tiere schliefen wohl noch und die nachtaktiven bereits. Erst in der letzten der 3 Stunden, die wir auf dem Wasser verbrachten, zeigten sich einige bekannte Vertreter. 

Gelbsternblatthühner


Kurz bevor wir zurück auf´s Motorboot umstiegen, wurde es besonders laut. Die Brüllaffen begrüßten uns mit lautem Gebrüll.


Unser Guide, der im Dorf Tortuguero aufgewachsen ist, sagte uns, dass er diese Affenform erst riecht bevor er sie sieht…
Gerade rechtzeitig waren wir zurück. Zum einen, um noch Frühstück zu bekommen, vor allem aber, weil unsere Schweizer Freunde und Pablo sich von uns verabschiedeten.

Pablo begleitete Maria und Peter noch weiter, währenddessen unsere Rundreise durch Costa Rica am nächsten Tag mit der Rückreise nach San Jose und einer Übernachtung wieder im „Presidente“ zu Ende gehen sollte.
In Costa Rica hatte die Regenzeit begonnen, auf der Straße durch den Braulia Carillo Nationalpark in Richtung der Hauptstadt gab es zwei Erdrutsche, die die Straße teilweise verschütteten. Wir kamen zum Glück erst dort an, als die Aufräumarbeiten im vollen Gange waren.

 
Wenn ich nach Empfehlungen für eine Reise nach Mittelamerika gefragt werde, so gehört es auch zur Wahrheit, dass es die teuersten 2 Wochen auf der Runde um die Erde waren. Ich habe es auf keinen Fall bereut, das Land bereist zu haben. Flora und Fauna sind so anders als bei uns, für mich waren es auch Erfahrungen, die sich sicher auf meinen Unterricht auswirken werden. Das Finanzamt wird mir diese Weiterbildung aber wohl kaum anerkennen. Noch einmal werde ich aber nicht zurückkehren.

 

Die Welt ist so viel größer, wir haben in dem knappen halben Jahr nur einen Bruchteil davon gesehen. Aber - es war toll und ich bereue nichts. Auch wenn wir noch einen kurzen 2- Tage- Stopp in Madrid einlegten, die Weltreise endete doch hier, dementsprechend war die Stimmung irgendwie bedrückend.
Am 11.Mai landeten wir am späten Abend in Berlin- Tegel.

Wir sind zurück, aber was heißt das schon! Nach der Reise ist vor der Reise. Am 3.Juni geht die Fähre nach Göteborg. Unser kleiner Wohnwagen wird für 7 Wochen Heimstatt sein. Das Ziel ist der Nordpolarkreis, wo die Mitternachtssonne nicht unter den Horizont sinkt, auch Polartag genannt.