Dienstag, 1. Januar 2019

Wasser von oben und von unten

Tja, so sieht's aus ...
... und blau steht nicht etwa für die Farbe des Himmels, sondern dafür ...
... dass die Scheibenwischer richtig schindern mussten ...
... und dem Fahrer vollste Aufmerksamkeit abverlangt wurde.

Am 24.12. haben wir unser Gefährt für die nächsten Tage beim Vermieter abgeholt, ein umgebauter Mercedes-Sprinter. Nicht vergleichbar in der Ausbauqualität mit dem, was z.B. Pössl anbietet, für uns muss es aber reichen. Der gute hat 10 Jahre und 414.000 km auf dem Puckel, an Steigungen kommt er heftig ins schnaufen und bereits auf ebener Strecke ist die Innenlautstärke wenig konversationsfreundlich. Schon geringe Straßenunebenheiten setzen die Inneneinrichtung rasselnd und klappernd in Bewegung. Sorgenvolle Blicke nach hinten - ist noch irgendetwas von der Ausrüstung an seinem Platz? Erstaunlicherweise doch. Gefahr droht nur, wenn eine der Klappen nicht korrekt geschlossen wird. Dann verliert der Kühlschrank schon einmal seinen Inhalt.
Linksverkehr und ein 7,20m langes Fahrzeug. Erfreulich für unsere Versicherung, die Anordnung von Gas und Bremse gleicht der gewohnten, anderenfalls hätten wir wohl ein Führungsfahrzeug mit Sondersignal benötigt. Die Gewöhnung an das Fahren auf der "falschen" Seite ist wenig problematisch, nur die Positionierung in der Fahrspur veranlasst die Beifahrerin anfangs zu erregten Kommentaren. Und es bleibt nicht nur bei Kommentaren. Ich bin froh, dass auch in Neuseeland Gurtpflicht herrscht und die kreischende Beifahrerin daher nicht so ohne weiteres bis auf meinen Sitz herüberrutschen kann. (Mittlerweile hat sich die Beifahrerin an die Position des Fahrbahnrandes gewöhnt und ich treffe die Mitte der linken Fahrspur wohl auch besser.)

Am 24.12. ... wir fahren von Auckland zum Tauposee, ca. 280km Regenfahrt. Es gibt nur 2 Fotos von unterwegs:
Dampf aus der Erde
Toilettenhäuschen (für Damen das "Gehörnte")

Ankunft in Taupo am Weihnachtsabend (der für die Neuseeländer nur der Vorabend zu Weihnachten ist) Einkauf im Supermarkt und dann die letzten 7km bis zum Stellplatz, unmittelbar am See.
Weihnachten mit einlullenden Regengetropfe auf dem Camperdach, eine besondere Weihnachtsmusik. Wenn es so weiterregnet, wird die Umgebung des Stellplatzes kaum noch vom Lake Taupo zu unterscheiden sein.

Am Morgen danach. Der Blick nach draußen (siehe Fingerzeig) ...
... beschreibt die Wettersituation des heutigen Tages:
Sonne und Regen.

Folgerichtig bereitet der neuseeländische Weihnachtsmann leichtgeschürzt die Stimmungslichter für den Grillabend vor, zur Sicherheit aber unter der Markise.


Und da Lake Taupo dank dem Regen schön gefüllt ist, muss er irgendwo überlaufen - und das hier an den wuchtigen Huka-Falls.
Na gut, hier sind sie noch nicht wuchtig ...
... aber 300m flussabwärts glaubt man eher, dass je Minute bis zu 5 Füllungen eines olympischen Schwimmbeckens über die Felsstufe stürzen.


Heute leitet uns die Wettervorhersage Richtung Napier. Die Landschaft ist häufig augenschmeichelnd, das Wetter wie gesagt "abwechselungsreich", aber für einen Fahrtag völlig ok. Einige Fahrbilder:







Angekommen nahe Napier:
Dramatische Wolken ...
... aber nur ein paar harmlose Tröpfchen. Das Unwetter verschont uns.
Der nahe des heutigen Stellplatzes mündende Flus hat aber ob der reichliche Niederschläge eine gute Wasserführung, man erkennt das sehr schön an der Farbe des durch Feinsedimente getrübten Wasser.


Es ist tiefe Nacht. Das Rauschen der Brandung, ok., aber warum muss man jetzt seinen Motor anwerfen?
Kurz darauf - ein zweites Fahrzeug verlässt den Stellplatz. Und als gleich in der Nähe ein dritter Motor aufheult, muss ich doch einen Blick nach draußen wagen.
Au Backe, ca. 20m neben uns hat sich ein Campervan festgefahren - in der überschwemmten Wiese.
Was gestern abend noch ein schöner Stellplatz war, hat jetzt die Anmutung eines Sumpfsees.
Was tun? Von gestern abend habe ich noch ungefähr den Anfahrtsweg im Gedächtnis, so dass wir bei der Ausfahrt die "Modderlöcher" umfahren könnten. Aber wenn wir auch steckenbleiben, wird's richtig böse. Ich vermute, dass das Zusammenspiel von Flut und starker Wasserführung die Überschwemmung bewirkt, also Prinzip Hoffnung, keine Abfahrt, am morgen sehen wir weiter.

Tatsächlich, die Enten vermissen ihre Teicherweiterung, die zu meidenden Modderlöcher sind dafür sichtbar.

Bekantermaßen haben sich die Einwohner Schildas in die ganze Welt verbreitet. So ist es nicht verwunderlich, dass sich einige in diesem als klassisches Einwanderungsland niedergelassen haben. Eine kurze Wanderung führt zu einem Ort ihres Wirkens: Ein Schöpfwerk entwässert das hinter dem Deich gelegene Siedlungsland, mithin auch unseren Stellplatz.
Und wer genau hinsieht, erkennt das klarere Sumpfwasser im Vordergrund und das sedimentgefärbte Flusswasser dahinter. Und was wird abgepumpt? Das Flusswasser, das munter durch die Öffnung im Deich einströmt.
Man könnte es ja mal mit einem Fluttor vor dieser Öffnung versuchen, aber dafür müsste man dem Schildbürger in der verantwortlichen Wasserbaubehörde einen Berater zur Seite stellen.

Napier:
Hier wohnen die weltweit härtesten Radfahrer, die mit kleinster Sattelfläche auskommen.
Die Wegweiser sind etwas kryptisch und werden bewässert.
Künstlerische Kunstblumen schmücken Boote mit Rädern.
Elektroinstallationen wachsen an Bäumen.
Und die Frauen sehen einem beim Abklatschen nicht an (nur der Hund zeigt Interesse).


Napier wurde 1931 von einem Erdbeben heftigst zerstört, gewann aber gleichzeitig 40km² Neuland durch die damit verbundenen Hebungen. Trotz der wirtschaftlich angespannten Situation (1931) rafften sich die Neuseeländer auf, diese Stadt wieder neu zu errichten. Und zwar nicht (wie man befürchten könnte) als wilden Haufen irgendwelcher Gebäude sondern sehr schön im Stil der damaligen Zeit gestaltet.



Ach ja, heute ist Boxing Day, viel los auf den Einkaufsstraßen. Angeblich der umsatzstärkste Tag des Einzelhandels im Jahr. Das gute Wetter wirkt sicher verkaufsfördernd, viele haben frei, die Beschäftigten in den Läden sind dagegen gefordert.


Wir verlassen Napier Richtung Wellington,
verlassen für eine Zwischenübernachtung die Hauptstraße ...
... und landen an einem Stellplatz mit diesem Ausblick.



Am Morgen darauf eine kurze Wanderung. Feste Schuhe sind da eher hinderlich, die Regenjacke macht wegen der nassen Blätter aber Sinn.
Der Weg ist irgendwann weg ...
... findet sich natürlich nach dem Bach wieder, führt bald auf eine Lichtung ...
... und am Ende zu dieser Stelle.
Und warum geht es hier nicht weiter? Eine Drehung um 90° nach links zeigt diese Aussicht:


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