Freitag, 11. Januar 2019

Restschmelze

"Franz Josef"?
Wird hier einem dicken Bayern gehuldigt?
Und falls nicht - gibt es nicht passendere Namen? Balduin-Wahnfried, Heinz-Florian oder einfach nur Waldemar (gemäß einer legendären Reportage des Herrn Örtel mit vorvorgenanntem Vornamen)

Natürlich wisst Ihr schon, "Franz Josef" bezieht sich auf den vorletzten österreichischen Monarchen. Einer seiner Verehrer war Namenspatron des 173km entfernten Ortes (siehe obiges Bild).
Dieser in Bonn geborene Julius von Haast hat es in seinem ersten Leben nur zum Hausierer gebracht, aber nach seiner Auswanderung nach NZ immerhin bis zu einer Professur für Geologie an der praktischerweise selbst gegründeten Uni in Christchurch. Die Professur verdankte Haast seinen Verdiensten um die Erkundung insbesondere der Westküste der Südinsel. Und die Verdienste scheinen nicht unbedeutend zu sein. Nebem dem Ort ist ein wichtiger Gebirgspass, ein Fluss, ein Berg, der größte jemals lebende Adler und - wie herzig - ein Gänseblümchenstrauch nach ihm benannt.
Haast selbst ist als Namensgeber aufgetreten und hat einen der mächtigen Gletscher eben nach Franz-Josef benannt. Da auch hier Gold gefunden wurde, entstand nahe des Gletschers die Siedlung Franz-Josef. Die Goldgewinnung wurde 1908 wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt.

Und dann kamen die Touris. Gefühlt drücken sich jetzt in der Saison mindestens dreimal mehr Besucher als Einheimis hier herum. (Das Bild zeigt den Ortsausgang, wo nicht mehr so viel passiert.)


Und alle Touris wollen ihn sehen:
Wir dann also auch, machen daher Halt im "Rainforest Holidaypark" ...
 ... und besuchen aber zunächst dieses Loch im Felsen ...
 ... durch das sich vor den Touris Wasser wälzte, Wasser für Spülarbeiten an den goldhaltigen Flussterrassen. (Jetzt verstehe ich auch, warum auf den alten Gräbern so häufig als Todesursache "ertrunken" stand.)


Jetzt wollen wir aber dem Franz Josef sein Gletscher sehen.
Zunächst hören wir aber nur:
Das lästige Geknatter gibt das sichere Gefühl, wir sind auf dem richtigen Weg.
Zunächst wie im Erholungspark ...
 ... wird der Weg zum Pfad: überwachsen, schmaler, anspruchsvoller und steiler:



Nur selten gibt die üppige Vegetation einen Blick in die Ferne frei, hier in Richtung Franz Josef Village ...
 ... und hier in Richtung Franz Josef Gletscher:

Und dieses Bild zeigt die Besonderheit dieses Gletschers ...
 ... die Zunge liegt deutlich unterhalb der Baumgrenze des Regenwaldes.
Allerdings sieht man noch ein zweites Phänomen: Am späten Vormittag werden die Wolken über dem Gletscher dichter, die Hubschrauber knattern jetzt unter uns.

Noch höher ändert sich die Vegetation ...
... und auf dem Gipfel ist die Baumgrenze endgültig überschritten.
Und leider versteckt sich die Bergwelt in den Wolken, mit gutem Willen kann man noch die Gletscherzunge erkennen.


Am nächsten Tag. Wir starten 1908 ...
 ... als der Gletscher noch bis hierher reichte, passieren eine Wasserfall-Parade ...

 ... und erreichen unser Geburtsjahr:
 Die Gehölze im Vordergrund sind also jünger als wir.

Und dann bei 2012, dem gletschernächsten Aussichtspunkt für Touris ist der Gletscher auch nur aus der Ferne erkennbar.
 Der kräftige Gletscherbach zeigt ...
 ... dass die Restschmelze weiter voran geht, der Touriweg vom Parkplatz bis zum letzten Aussichtspunkt auf den Gletscher muss wohl bald verlängert werden.

Und weils so schön war, besuchen wir auch den nur wenige Kilometer entfernten Fox-Gletscher.
 Die Gletscherzunge versteckt sich unter Moräneneschutt, das Gletschertor markiert die Zungenspitze.

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