Freitag, 22. Februar 2019

Tankdeckel auf Abwegen

Fahren ...
... fahren ...
... fahren ...
... und fahren.
Der kritische Betrachter bemerkt natürlich, dass die Abbildungen zwar ein fahrgeeignetes Gerät darstellen, jedoch nicht in einer Bewegungssituation.
Und da er ja nicht nur kritisch betrachtet sondern auch logisch denkt, folgert er aus langjähriger Erfahrung, dass zwischen den einzelnen Stationen die Fahrerei stattfand.
Wie kann man sich das vorstellen: Es gab (bis auf die letzte Etappe) kein ausgemachtess Ziel, kein "da muss ich hin". Klar war nur, es geht Richtung Norden. Wo es "hübsch" war und sich leichte Fahrmüdigkeit breit machte, gab es Päuschen. Der Stellplatz wurde erst am Nachmittag in Abhängigkeit von der jeweiligen Position und vom prognostizierten Wetter ausgewählt. Also ein wenig "sich treiben lassen".

Und so gibt es jetzt viele "unterwegs-Bilder", nur geordnet durch den zeitlichen Ablauf.


Der Aoraki, er lässt sich auf der Fahrt zu den nächsten Zielen noch mehrmals blicken, kein Wunder bei seiner überragenden Höhe. Selten wird er so eindrucksvoll sichtbar wie hier aus etwa 67km Entfernung.

Die von uns durchfahrene Region liegt im Regenschatten der Südalpen. Farmland mit extensiver Weidewirtschaft. Für Schafe reicht es gerade noch, Rinderzucht scheint sich kaum zu lohnen.
An einigen Straßenabschnitten ist auf Grund der Trockenheit offenbar nicht einmal Schafzucht lohnend, die allgegenwärtigen Drahtzäune sind so verfallen, dass sie selbst ein altersschwaches depressives Schaf nicht am Weg in den Straßensuizid hindern können.
Erinnerungen an die omanische Halbwüste werden wach.

Den ersten Stellplatz finden wir an einem See, ein künstlich aufgestautes Flüsschen, dass nicht den Südalpen, aber einer der zum Hauptgebirge parallelen Ranges entspringt.


Wir folgen bald der "Inland Scenic Route". Nicht so "scenic" wie ihre südliche Namensschwester, aber auch mit einer Reihe sehenswerter Abschnitte ausgezeichnet.

Die größeren Flüsse haben ihr Quellgebiet in den Südalpen, danach kommt nicht mehr viel dazu.



Bei Oxford finden wir nicht nur den nächsten Stellplatz sondern benachbart an einem Flüsschen ...
... einen über 100 Jahre alten Erholungspark - und das will in NZ schon etwas heißen. Unsere Ankunft überschneidet sich mit der Abfahrt von einem Oldtimertreffen. Grob geschätzt einhundert dieser Gefährte kommen uns entgegen, von noch stark überholungsbedürftig bis zu Schmuckstücken, die im passenden Dress gefahren werden. Der Herr mit Lederkappe, die Dame mit verschnürtem Hütchen und weißen Handschuhen.

Das Flüsschen bietet "Micro-Rafting" für umsonst. Alles was schwimmt wird flussaufwärts getragen, die Kinder lassen sich damit ein paar Meter abwärts tragen und das Spiel beginnt von neuem. Derweil entspannen die Mütter auf der Kiesbank und führen sicher tiefgründige Gespräche.

Auf der anderen Flusseite wurde erst im letzten Jahr ein Wanderpfad eröffnet. Schmale Personen können die Durchgänge zwischen den Bäumen nutzen ...
... und die Ausblicke vom Steilufer auf den Erholungspark (mit dahinter gelegenem Campingplatz) genießen.



Der Folgetag: "Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Rädern ..."
Der Deckel zum Frischwassertank lag beim Befüllen am Wasserhahn - und lag und lag, sagte nichts, bewegte sich nicht, leuchtete nicht und freute sich wohl klammheimlich auf ein eigenständiges Dasein, als wir den Campingplatz verließen. Doch nach etwa 240km (120km hin- und zurück) war sein Urlaub vorbei, es ging wieder an die Arbeit, wieder musste er auf dem Einfüllstutzen ausharren und damit dem vorwitzigen Wasser den Weg in die Freiheit verwehren. 
Dadurch kamen wir in den "Genuss" die entsprechende Strecke 3-mal zu befahren, aber zur Abwechselung einmal in entgegengesetzter Richtung. Die Bilder dürften aber nicht von der Rückfahrt stammen, da ging es ausgesprochen zügig durch die Lande, das Basisfahrzeug unseres Campers musste seinem Namen gerecht werden - Mercedes Sprinter.



Sein Tagespensum hatte der Camper damit gegenüber der groben Planung nach deutlich längerer Fahrstrecke aber geringerer Entfernung vom Startort absolviert. In Hanmer Springs konnte er sich wieder auf einem Campingplatz ausruhen - der Fahrer ebenso.

Der Touri-Ort Hanmer Springs soll wohl seine Hauptsaison im Winter haben. Die für einen Skiort erwartete Infrastruktur lässt sich aber nicht unmittelbar erkennen. Der Wintersportbegeisterte muss sich etwa 15km über den Berg karren lassen, um die Liftanlagen zu erreichen. Berechtigtereweise fragt man sich, warum werden die Touriheime nicht gleich in der Nähe des Skigebiets errichtet? Die Antwort hängt mit dem Ortsnamen zusammen. Einer der frühen Erkunder hatte die den Maori bereits bekannten Springs aufgefunden. Das Besondere war, das über diesen Quellen "Rauch" aufstieg - tatsächlich sind es die heißen Quellen, die dem Ort seine Bedeutung verleihen.
Die Hotpools blieben von uns allerdings unbebadet und der vom Campingplatz aus sichtbare Hausberg blieb unbestiegen. Letzteres, weil der Durchzug eines Regengebietes angekündigt - und hier gilt ja, umso Berg desto nass - so dass Jutta von ihrer Planungshoheit Gebrauch machte und einen Kurs Richtung Ostküste diktierte.

Wir verlassen also die Berge, die Straße folgt einem Fluss ...
... der zur Bewässerung genutzt wird - erstaunlicherweise überwiegend für Weideflächen.

Nach einiger Strecke und vielen beachtenswerte Blicken, stellvertretend dieser ...
... erreichen wir das Meer nahe einer Stelle, die durchaus nachvollziehbar mit "Cathedral Valley" benannt ist.

Wir folgen der Küste ...
... und nähern uns einem Ort, dessen Name mir durch mein PFD bekannt ist.

PFD? ... Partei für Deutschland? ... partiell flugfähige Drehflügler? ... prähistorischer FischDetektor? ... mitnichten, die Abkürzung steht für Personal Floating Device - oder ganz ordinär Schwimmweste. Und die meinige (Schwimmweste) hört genau auf den Ortsnamen Kaikoura.

Der freie Campingplatz in Kaikoura entpuppt sich als Schotterplatz mit Toilette, auf dem vor allem kleine Campervans dicht an dicht stehen. Mit unserem Gefährt sind wir freier in der Ortswahl und fahren ca. 2km zurück, um an der Mündung eines kleinen Flusses einen schönen Stellplatz zu finden.

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