Sonntag, 21. April 2019

Tongariro Crossing

Diese Geschichte fing eigentlich bereits vor 9 Jahren an. Ich war einer der betreuenden Lehrer im Schüleraustausch mit dem Lynfield College in Auckland. Auf unserer einwöchigen Rundreise über die Nordinsel stand irgendwann auch der Tongariro Nationalpark auf dem Programm. Als Höhepunkt dort sollte das als Neuseelands schönste Tageswanderung deklarierte Crossing uns alle ordentlich fordern.
Kurzum, der Wettergott war uns nicht hold, stundenlanger Nieselregen verhinderte die Ausführung des Plans, lediglich eine  kurze Alternativroute am Fuße der Vulkankette ermöglichte, eine vage Vorstellung von der bizarren Schönheit der Landschaft zu gewinnen.
Für mich stand aber immer fest: Falls ich irgendwann einmal nach Neuseeland fliegen kann, diese Wanderung will ich unbedingt nachholen!


Am 15.Februar war es dann soweit. Die Wetterprognosen für den Tag versprachen Sonne und wenig Wind. Um 5 Uhr morgens krochen wir aus den Federn, schließlich hatten wir den "early bird transfer" gebucht, der uns für satte 70 Neuseelanddollar in etwa 25 Minuten vom Ziel an den Startpunkt der Wanderung zum Mangatepopo Parkplatz brachte. Unser Auto wartete somit am Endpunkt des Crossings auf uns.
Im Kleinbus saßen außer uns noch etwa 15 Leute, ein kurzer Blick in die Runde machte sehr schnell deutlich, dass wir mit Abstand die Ältesten in der Runde waren.

Gegen 7 Uhr, es war noch nicht richtig hell, ging es los.
 Das Thermometer zeigte vielleicht 10 Grad Celsius, so manch Mittwanderer hatte in kurzen Hosen und T-Shirt die Situation im Gebirge wohl etwas unterschätzt. Unsere Mimik schwangt zwischen Eifer, Hoffnung und ich-bin-müde.
Etwa 20 km Streckenlänge und etwa 800 Höhenmeter lagen vor uns. Die ersten Abschnitte sind nur langsam ansteigend und auf Holzstegen leicht zu bewältigen.
Am Wegrand stehende Schilder zeigen an, welche Distanzen bereits zurückgelegt sind. Mannshohes Gras verrät nach etwa 3 Kilometern, wir haben kaum an Höhe gewonnen. Wir sind nicht allein. Im Laufe des Tages dürften so etwa 500 Wanderfreunde die Strecke unter die Füße genommen haben.

Die anfangs zum Teil lautstark geführten Gespräche der größtenteil jugendlichen Mitwanderer klingen nach und nach ab, schließlich muss es ja irgendwann so richtig rauf gehen. Das Schnaufen gewinnt die Oberhand. Ich bin ganz froh, dass ich durch meine Wanderstöcke einen Teil der aufzubringenden Kraft auf Schultern und Arme verlagern kann.
Mit zunehmender Höhe bemerkt man Veränderungen in der Flora, die Vegetation verschwindet.


Interessant bebilderte Toilettenhäuschen bieten dem Wanderer eine Möglichkeit für Pausen der anderen Art.
Die Abspannseile dienen natürlich nicht als Diebstahlsschutz sondern verhindern ein Umfallen der Häuschen bei Starkwind. (Man stelle sich die Situation vor, in der das Häuschen samt Wanderer und sonstigem Inhalt einen ungewollten Ortswechsel vornehmen.)

Der Aufstieg über Vulkanschutt zum South Crater hat es dann in sich, er trägt den verheißungsvollen Namen "Devils Staircase" (Teufelstreppe). Zur Rechten grüßt der Mount Ngauruhoe (übrigens im "Herr der Ringe" der "MountDoom", in dem am Ende der Ring eingeschmolzen wird),
der aber Maorigebiet ist und nicht bestiegen werden sollte. Das erfahren wir von einem Neuseeländer, zumindest sehen wir auch Niemanden auf dem Weg nach oben.

Der South Crater ist eine riesige Ebene, Zeit zum Ausruhen.




Danach geht es wieder steil nach oben zum Red Crater. Der macht seinem Namen alle Ehre, man schaut in den tiefrot-braunen Vulkanschlund, ist das die Hölle? Gänsehaut überzieht mich, ich verdrücke eine Träne, ich bin oben und ich bereue es nicht. Dem Gatten neben mir gefällt`s auch, er grinst.



Linkerhand liegt Mount Tongariro, der Namensgeber des Weges, auch hier ist der Aufstieg nicht erlaubt.
Vor uns bieten die Emerald Lakes mit ihren Farben, die sie durch die im Gestein befindlichen Mineralien erhalten haben, einen weiteren Blickfang.



 Der Abstieg zu den Emerald Lakes ist zunächst ein ordentliches Rutschen auf Geröll. Auch hier helfen mir die Stöcke. So mancher saß auf dem Allerwertesten- und Vulkanschutt ist kein Ostseesand!



Es folgen einige Stellen, an denen Schwefel und heiße Gase an die Oberfläche kommen. Wenn man bei schlechterem Wetter dieses Lavafeld nicht bemerkt, man riecht es!


Der Weg quert noch den Central Crater und nach dem Aufstieg zum säurehaltigen Blue Lake läuft man parallel zum Central Crater weiter und erreicht schließlich den North Crater. Ein letzter Blick zurück.


 Nun ändert sich die Landschaft schlagartig, wir können in der Ferne den Lake Taupo und davorliegend den viel kleineren Lake Rotoaira erkennen.



Und schließlich geht es über eine nicht enden wollende Strecke über Serpentinen nach unten. Das zieht sich mächtig. Bis zur Ketetahi Hütte allein dauert es etwa 2 Stunden. An einigen Stellen erinnert der Schwefelgeruch an die Vulkane hinter uns.



Zum Schluss wartet noch ein nettes Stück Laubwald
und irgendwann ist man am Ziel. Ich bin erschöpft, aber glücklich.
Der Rücken schmerzt ja immer noch, den werde ich auch an den kommenden Tagen noch merken. Egal!

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